„Jagd und Landwirtschaft sind aufeinander angewiesen“

Landesjägermeister Anton Larcher über das Miteinander von Jagd und Landwirtschaft, die Herausforderungen durch den Wolf und die Folgen des Freizeitdrucks auf Wildtiere.

Anton Larcher Landesjägermeister Tirol

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Herr Landesjägermeister, wo greifen Jagd und Landwirtschaft in Tirol am stärksten ineinander?

Anton Larcher Das Miteinander von Jagd und Landwirtschaft zeigt sich insbesondere in unserer gemeinsamen Verantwortung: Die Erhaltung geeigneter Wildlebensräume in der Kulturlandschaft, gesunde Wälder & artenreiche Almen gelingen nur, wenn Jagd und Landwirtschaft zusammenarbeiten. Ohne Almwirtschaft gäbe es keine offene Kulturlandschaft und ohne Jagd keinen gesunden Wildbestand darin.

Der Wolf ist ein weiteres Thema, das die Jagd und die Almwirtschaft vor gemeinsame Herausforderungen stellt. Trotz Senkung des Schutzstatus bleibt der Wolf sehr schwer bejagdbar. Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um den Jägern bei dieser Herausforderung unter die Arme zu greifen?

Anton Larcher Damit die Jägerschaft eingreifen kann, braucht es einen raschen Informationsfluss vor Ort. Ruhiges und bedachtes Vorgehen ist – wie immer bei der Jagd – die Grundvoraussetzung. Wir alle Verantwortungsträger im ländlichen Raum befinden uns gerade in einem sehr herausfordernden Prozess: Auf der Grundlage von Monitoring, fachlicher Begleitung und jagdlichem Knowhow bei Entnahmen arbeiten wir gemeinsam daran Weidetiere zu schützen, das Miteinander von Wild, Weidetieren und Landschaft zu sichern und der Almwirtschaft zu helfen.

Welche Erkenntnisse bringt das Wildmonitoring – und wo sehen Sie die größten Konflikte zwischen Wild, Jagd und Freizeitnutzung?

Anton Larcher Klar ist, Wildbestandsregulierung ist unsere Kernaufgabe. Das Wildmonitoring zeigt dabei, wo Bestände stabil sind oder Regulierung brauchen, wie Almwirtschaft oder Waldbau das Wild beeinflussen und welche Bedeutung artenreiche Lebensräume haben. Die FFH-Richtlinie betrifft nicht nur große Beutegreifer, auch für Gams, Steinbock, Schneehase und Raufußhühner sind Zähldaten Voraussetzung für die Bejagung. Deutlich wird auch, dass Wild sehr sensibel auf Freizeitdruck reagiert. Entscheidend sind daher Ruhezonen und vernetzte Lebensräume. Konflikte entstehen insbesondere dann, wenn Wegegebote oder Leinenpflicht nicht eingehalten werden und sensible Wildlebensräume mit Freizeitnutzung zusammentreffen. Um Erholung und Wildtierschutz in Einklang zu halten, sind Lenkung, Rücksicht und Zusammenarbeit von großer Bedeutung.