Aus dem essenziellen Absatzmarkt Deutschland erreichte Österreichs Milchverarbeiter dieser Tage eine Hiobsbotschaft. Der vom Institut für Ernährungswirtschaft Kiel (ife) allmonatlich auf Basis der Notierungen an der Süddeutschen Butter- und Käsebörse Kempten errechnete Kieler Rohstoffwert fiel im Oktober deutlich. Aus dem Verkauf von Milchfett und Milcheiweiß wurden durchschnittlich nur noch 39,1 Cent je Kilogramm (kg) Milch (ab Hof 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß) erlöst. Damit brach der ife-Wert gegenüber dem Vormonat ein. Zum September bedeutet das einen Rückgang von 5,4 Cent oder 12,1 Prozent. Das Vorjahresniveau wird um 15,1 Cent – beinahe 28 Prozent – verfehlt. Den Kieler Marktanalysten zufolge wird mit dem Unterschreiten der 40-Cent-Marke ein Niveau wie zuletzt im Oktober 2023 erreicht.
Minus 50 Cent bei deutscher Butter
Begründet wird der Rückgang mit dem Auslaufen der Butter-Kontrakte im September und vorausgegangenen Preisanpassungen des deutschen Lebensmitteleinzelhandels von insgesamt 50 Cent pro Viertelkilo Butter. Entsprechend seien auch die Abgabepreise der Molkereien kräftig unter Druck geraten. Die Folge war ein Einbruch der Butternotierung in Kempten. Innerhalb der ersten Monatshälfte brach der Kurs für abgepackte Butter um durchschnittlich 1,2 Euro je Kilogramm ein und lag zwischenzeitlich unter 6 Euro pro Kilogramm. Selbiges gelte für die Verwertung von Magermilchpulver. Dieses büßte im Vormonat 14 Cent pro Kilogramm ein, zuletzt wurden noch 2,07 Euro pro Kilogramm erlöst.
Im bundesdeutschen Handel stand der ruhigen Nachfrage ein ausreichend gutes Angebot zur Verfügung. Der Export in Drittstaaten war durch den erstarkten Euro nur eingeschränkt möglich. Zudem berichten Analysten von günstigen Offerten anderer Verkäufer am Weltmarkt.
Verona weiter rückläufig
Auch der italienische Absatzmarkt stimmt momentan wenig optimistisch. Schon seit Juli ist die Notierung für Tankmilch aus Österreich (frei Molkerei Norditalien) rückläufig. Am Montag wurde ein Höchstpreis von 44,33 Cent pro Kilogramm (3,6 % Fett) gemeldet. Damit unterschreitet die Notierung erstmals seit Mai 2024 wieder die 50-Cent-Marke.
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Im September blieb der Bauernmilchpreis noch stabil. Der ife-Rohstoffwert brach zuletzt bereits auf das Niveau von Oktober 2023 ein.
Der heimische Erzeugermilchpreis zeigte sich noch im September von diesen Entwicklungen unbeeindruckt. Die heimischen Molkereien und Sennereien zahlten ihren Milchlieferanten im Durchschnitt 57,56 Cent pro Kilogramm GVO-freier Rohmilch (Durchschnitt aller Qualitäten, Milchsorten und Inhaltsstoffe). Der Erzeugermilchpreis konnte im Vergleich zum August noch um 0,52 Cent zulegen, trotz der seit März kontinuierlich steigenden Liefermenge.
Preistief schlägt durch
Mittlerweile mussten aber auch Österreichs Milchverarbeiter reagieren. Dem Vernehmen nach haben beinahe alle namhaften Molkereien mit 1. November die Erzeugermilchpreise nach unten korrigiert. „Wir sahen uns gezwungen, den Basispreis per 1. November um 3 Cent netto zu senken“, informiert etwa der Geschäftsführer der Milchgenossenschaft Niederösterreich, Leopold Gruber-Doberer. Bisher habe man beim Milchpreis „dagegengehalten“, nun sei die Lage aber „mehr als angespannt“.
Wenn die EU-Produktion nicht deutlich zurückgeht, ist ein Ende der Talfahrt nicht in Sicht.
Leopold Gruber-Doberer
Geschäftsführer MGN
Seitens des Lebensmitteleinzelhandels erlebe die NÖM, als immerhin zweitgrößte Molkerei der Republik, schon länger Preisdruck. Gruber-Doberer: „Butter und H-Milch sind zuletzt abgestürzt.“ Laut dem Rohstoffchef der Berglandmilch, Georg Lehner, gibt es dafür vor allem einen Grund: „Ein europaweites Mengenwachstum.“ Und auch der MGN-Chef fasst zusammen: „Wir haben EU-weit zurzeit mehr Menge als Absatz.“ Seinen Ausführungen zufolge erschwere der starke Euro auch hierzulande den Export als Mengenventil.
Für die nächsten Monate sehen wir zwar noch keine stabile Preisentwicklung, aber auch keinen völligen Einbruch.
Georg Lehner
Berglandmilch Rohstoffchef
Droht nun ein Einbruch der Erzeugermilchpreise? Darüber sind sich die beiden Fachleute nicht vollends einig. „Die hohen Milchpreise haben dazu geführt, dass Kühe länger in Produktion gehalten wurden. Wenn diese nun abgehen, kann sich das auch relativ kurzfristig auf die vorhandene Milchmenge auswirken. Für die nächsten Monate sehen wir zwar noch keine stabile Preisentwicklung, aber auch keinen völligen Einbruch“, heißt es vom Branchenprimus Berglandmilch. Anderer Ansicht ist Gruber-Doberer: „Die Grundfuttervorräte sind heuer gut, das Kraftfutter ist preislich interessant. Wenn die Produktion aber nicht deutlich zurückgeht, ist ein Ende der Talfahrt nicht in Sicht.“
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