Close-up of a hand pouring golden liquid from a white container into a pinkish basin, with the liquid forming a smooth stream.

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Bewährte Wirkstoffe, neue Fungizide

Bei seiner diesjährigen Beratertagung stellte der Pflanzenschutzmittelhersteller Basf kürzlich zwei neue Fungizide für den Erdäpfelanbau vor. Was man sich von den neuen Formulierungen erwarten darf.

Österreichs Erdäpfelbauern blicken auf eine gute Ernte 2025 zurück, trotz regionaler Unterschiede. Wie die Landwirtschaftskammer Niederösterreich berichtet, gibt es ausreichend Mengen, um den Markt ganzjährig mit heimischer Ware zu beliefern. Die Qualitäten seien gut und als Konsument könne man sich auf heimische Erdäpfel von bester Güte freuen. Ruft man sich die vorherigen Jahre mit knapper Versorgung ins Gedächtnis, ist dieser Umstand jedoch nicht selbstverständlich. Ein wiederkehrendes Problem, mit dem die Landwirte zu kämpfen haben, ist der steigende Schaderregerdruck, der auch durch wachsende Resistenzen gegen die wenigen noch verfügbaren Wirkstoffe zunimmt.

Neue Mittel gegen die Kraut- und Knollenfäule

Besonders die Pilzkrankheit Phytophthora infestans, zu Deutsch Kraut- und Knollenfäule, ist hier bekanntlich ein Dauerthema. Genau hier möchte der Chemiekonzern Basf mit zwei neuen Produkten, Enervin Pro und Divexo, ab kommendem Jahr für Abhilfe sorgen. „Hier wurden zwei neue Produkte aus bekannten Wirkstoffen neu zusammengestellt“, erklärt Basf-Berater Holger Kopp bei deren Vorstellung in St. Valentin. Sowohl Enervin Pro als auch Divexo liegt Initium zugrunde, ein Wirkstoff, welcher Kopps Ausführungen zufolge eine langanhaltende vorbeugende Wirkung aufweist.

Im Fall von Enervin Pro wird dem Initium auch die phosphorige Säure Kaliumphosphonat im Verhältnis 1:4 beigemischt. „Wir haben versucht, eine Formulierung zu finden, die optimal auf die Pflanzen und die Wirkungsweise abgestimmt ist“, so der Fachmann. 75g/l Initium und 300g/l der phosphorigen Säure sollen nun die beste Wirkung des Suspensionskonzentrats erbringen. So sollen die maximale Kaliumphosphat-Beladung und eine schnelle Aufnahme in der Pflanze erreicht werden. Pro Hektar werden in der Kartoffel 3,2 Liter des Mittels angewandt.

Ergänzende Wirkung und Resistenzvorbeugung

„Beide Wirkstoffe ergänzen sich in ihrer Wirkungsart und -weise ideal und verschaffen uns so einen großen Vorteil“, versichert man beim Chemiekonzern. So soll Initium über das Blatt wirken, sich in der Wachsschicht einlagern und Wirkungsdepots bilden. Bei Feuchtigkeitseinfluss, wie leichtem Regen oder Tau, verteilt sich der Wirkstoff anschließend in der Pflanze.

Die phosphorige Säure wiederum soll ihre Wirkung zeigen, indem sie durch das Blatt durchdringt und sich anschließend im auf- und absteigenden Saftstrom verteilt. Die phosphorige Säure sei Kopp zufolge auch in den neugewachsenen Blättern nachweisbar und soll so auch den Neuzuwachs schützen. In den Tests der einzelnen Wirkstoffe konnte Basf bereits „sehr gute Wirkungen“ erkennen, auch bei hohem Infektionsdruck. „In Kombination wirken die Produkte aber immer stärker und besser“, ist Kopp überzeugt. Mit dem Zusammenfügen der Wirkstoffe erwartet sich der Pflanzenschutzmittelhersteller, dass Resistenzen ebenfalls besser vorgebeugt werden kann.

Das Ausmaß des Phytophtora-Drucks wird im Vergleich deutlich: links unbehandelt, rechts die behandelte Fläche.

Unbehandeltes Kartoffelfeld

Das Ausmaß des Phytophtora-Drucks wird im Vergleich deutlich: links unbehandelt, rechts die behandelte Fläche.

Kartoffelfeld behandelt

Frühe Applikation entscheidend

Die beste Wirkung von Enervin Pro verspricht Basf bei vorbeugender Verwendung. „Grundsätzlich sind alle Einsatzmöglichkeiten von früh bis spät offen“, informiert Kopp. „Die beste Wirkung hat der Wirkstoff aber, bevor eine Infektion vorhanden ist, dann kann die phosphorige Säure ihre Wirkung am besten entfalten. Das zeigen auch unsere Versuche,“ führt der BASF-Berater fort.

Zwei Wirkstoffe – ein Ziel

Diesem Leitsatz folgt auch das Fungizid Divexo, von dem sich der Chemiekonzern die Zulassung im ersten Quartal des kommenden Jahres erhofft. Wie bei Enervin Pro sollen „zwei bereits bekannte und bewährte Wirkstoffe eine einzigartige, neue Wirkstoffzusammensetzung“ ermöglichen. Weiters streicht Kopp hervor, dass es sich bei den beiden Wirkstoffen um zwei unterschiedliche FRAC-Gruppen handelt: 120g/l Initium werden 378g/l Propamocarb-Hydrochlorid zugegeben. Das Pflanzenschutzmittel soll vorbeugend angewendet werden. Die Aufwandmenge wird mit zwei Litern pro Hektar und maximal zweimal pro Saison angegeben. Das Propamocarb-Hydrochlorid soll sich nach Aufnahme über die Blattoberfläche systemisch in der Pflanze verteilen, die Lipidsynthese effektiv blockieren und die Zellwandbildung stören. „Es gibt verschiedene Krankheitsstämme, die auf gewisse Wirkstoffe nicht mehr reagieren. Durch die Kombination von Initium und Propamocarb bietet Divexo jedoch eine gute Wirkung“, so Kopp.

Als weitere Vorteile erwähnt er, dass die Wirkstoffe nur langsam durch UV-Licht abgebaut werden sowie ihre Regenbeständigkeit: „Das ist eine Voraussetzung.“ Sowohl Enervin Pro als auch Divexo werden als sehr gut in der Pflanzenverträglichkeit beschrieben, ihre Formulierung und Regenfestigkeit gilt nach Firmenangaben als gut. Damit steht dem Erdäpfelanbau demnächst wohl eine vielversprechende Alternative zur Verfügung.