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Invasiver Plattwurm könnte heimische Regenwürmer bedrohen

Landplanarieart Obama nungara könnte als Räuber das österreichische Bodenökosystem beeinträchtigen.

Ein zunächst unscheinbarer Fund in einer niederösterreichischen Gärtnerei sorgt aktuell in der Fachwelt für Aufsehen: Forschende des Naturhistorischen Museums Wien und der Universität Innsbruck haben erstmals die südamerikanische Landplanarie "Obama nungara" zweifelsfrei in Österreich nachgewiesen. Zwischen November 2022 und August 2024 wurden vier Exemplare bei Tulln entdeckt. Diese Plattwurmart, die ursprünglich aus Argentinien stammt, hat sich in den vergangenen Jahren rasch über Zierpflanzenhandel in Europa verbreitet. In Ländern wie Frankreich und Italien wurde sie bereits in großer Zahl gefunden. Nun scheint sie auch hierzulande Fuß zu fassen.

Gefahr für Regenwürmer und Bodenleben

Obama nungara lebt in feuchten Bodenschichten und jagt bevorzugt Regenwürmer, Schnecken und Insektenlarven. Durch ihre Größe von bis zu fünf Zentimetern und das Fehlen natürlicher Fressfeinde kann die Art hohe Populationsdichten erreichen. Französische Forscher zählten in einem Monat rund 1.500 Tiere in einem einzigen Garten. Für die Landwirtschaft birgt dies Risiken: Regenwürmer spielen eine zentrale Rolle für die Bodenfruchtbarkeit, den Nährstoffkreislauf und die Bodenstruktur. Ein Rückgang dieser Tiere könnte langfristig die Bodenqualität und damit das Pflanzenwachstum beeinträchtigen. „Dass Regenwürmer zu den Hauptbeutetieren zählen, gibt Anlass zur Sorge“, warnt Zoologe Bernhard Egger von der Universität Innsbruck.

Einschleppung über Pflanzenhandel

Vermutlich gelangte der Plattwurm über importierte Zierpflanzen nach Österreich. Die Forschenden betonen daher die Bedeutung von Kontrollmaßnahmen im Pflanzenhandel. „Unsere genetischen Analysen zeigen, dass die österreichischen Funde zur gleichen Abstammungslinie gehören, die sich derzeit aus Argentinien über Europa verbreitet“, erklärt Co-Autorin Elisabeth Haring vom Naturhistorischen Museum Wien. Laut Modellen liegt Österreich derzeit noch am Rand des für Obama nungara geeigneten Lebensraums. Mit steigenden Temperaturen könnten sich die Bedingungen aber weiter verbessern. Der Klimawandel könnte also zu einer rascheren Etablierung beitragen.

Beobachtungen melden

Fachleute rufen dazu auf, mögliche Sichtungen von Plattwürmern fotografisch zu dokumentieren und zu melden, etwa über Naturbeobachtungsplattformen oder direkt an Expertinnen und Experten. Frühzeitige Erfassung sei entscheidend, um eine unkontrollierte Ausbreitung zu verhindern.

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