Am 4. Dezember, dem Gedenktag der heiligen Barbara, ziehen vielerorts Menschen los, um Zweige zu schneiden. Was wie ein harmloses Adventsritual wirkt, hat gerade in der Landwirtschaft eine erstaunliche Tiefe: Der Barbarazweig war über Jahrhunderte hinweg Hoffnungszeichen, Wetterorakel und Ernteindikator – und ist heute ein charmantes botanisches Experiment auf der Fensterbank.
Zweige aller Art
Die meisten greifen automatisch zu Kirschzweigen. Dafür gibt es gute Gründe: Kirschbäume haben zu dieser Jahreszeit bereits weit entwickelte Blütenknospen, die auf Wärme schnell reagieren. Genau deshalb blühen sie mit etwas Glück rechtzeitig zu Weihnachten auf. Doch historisch war man weniger wählerisch. Alles, was Knospen trägt und im Obstgarten ohnehin geschnitten werden musste, kam in die Vase: Apfel, Birne, Marille, Pflaume, sogar Hasel oder Dirndl. Manche dieser Arten treiben heute sogar verlässlicher als die traditionsreiche Kirsche – besonders, wenn der Herbst mild war.
Glückskind
Ursprünglich sollte das Blühen der Zweige aber viel mehr als nur hübsch aussehen. In bäuerlichen Haushalten galt es als gutes Zeichen für das kommende Jahr. Manche Familien gaben jedem Kind einen eigenen Zweig; wer die früheste Blüte hatte, durfte sich „Glückskind“ nennen oder bekam einen besonderen Wunsch zugesprochen. In manchen Gegenden dienten Barbarazweige sogar als Liebesorakel: Benannte man mehrere Zweige nach verschiedenen Verehrern, zeigte der zuerst blühende, wer das Rennen macht. Wenn es blühte, war das nicht nur romantisch, sondern eine kleine naturkundliche Lektion: Pflanzen lassen sich durch Wärme zu einem verfrühten Austrieb überlisten – ein Wissen, das im Obstbau bis heute genutzt wird.
Wer den Brauch ausprobieren möchte, braucht dazu nicht viel Fachkenntnis: Ein schräger Anschnitt, ein paar Stunden im lauwarmen Wasser und anschließend ein heller Platz im Wohnzimmer reichen oft aus. Und wenn der Zweig wider Erwarten nicht blüht? Kein Drama – im Advent geht es schließlich ums Hoffen.
Schon gewusst, dass
Schon gewusst, dass
Barbarazweige traditionell als Ernteorakel dienten und Bäuerinnen aus Zeitpunkt und Fülle der Blüten das kommende Obstjahr deuteten?
die Zweige mancherorts vor Sonnenaufgang geschnitten werden mussten, weil spätere Schnitte angeblich Unglück brachten?
die heilige Barbara auch Schutzpatronin der Bergleute ist und dadurch der Zweigbrauch besonders in Bergwerksregionen gepflegt wurde?
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