Traktor auf dem Feld

Copyright © Krönigsberger

Die vernünftige Alternative

Was kann der 6M 145, der kleinste Sechszylinder-Traktor von John Deere? Die BauernZeitung ist bei praktischen Testeinsätzen der Frage nachgegangen, auch im Vergleich zur Premiumvariante 6R.

Während die 6R-Serie technologisch wie preislich in der Oberklasse angesiedelt ist, bietet John Deere mit den einfacher ausgestatteten 6M-Modellen eine Alternative in der Mittelklasse. Dabei sind Motoren und Fahrwerkskomponenten weitgehend baugleich mit dem 6R. Der 6M ist so stabil gebaut wie der 6R und kann jetzt auch über 50 km/h schnell fahren. Allerdings spendiert John Deere dem 6R 145 mit gleicher Nennleistung mehr maximale Heckhubkraft und statt 171 PS gleich 192 PS Maximalleistung bzw. 50 Nm mehr Drehmoment mit IPM. 

Ein ordentlicher Arbeitsplatz

Aber zurück zum 6M. Auf den ersten Blick erkennbar sind die neuen Traktoren an der modifizierten Motorhaube sowie der Beschriftung „6M“ getrennt von der Nennleistungsangabe, hier 145. Die mechanisch gefederte Kabine (+/- 50 mm Federweg, wartungsfrei) ist nach wie vor kleiner als beim 6R, das bekommt aber der Lenker selbst nicht wirklich zu spüren, sondern eher der groß gewachsene Beifahrer, da die Kabine vor allem schmäler ist. 

Standardmäßig erfüllt sie Schutzkategorie 2 gemäß EN 15695-1:2009, eine Aufrüstung auf Schutzkategorie 4 ist möglich. 

Die Fahrerumgebung passt wie ein Maßanzug und alle Bedienelemente liegen in bequemer Griffweite. Genauso passt über weite Bereiche die Rundumsicht, lediglich das massive Abgasrohr hinter der   rechten A-Säule engt sie etwas ein. 

Dank des kompakten CommandARM´s im 6M sind alle wichtigen Fahrfunktionen auf der Armlehne bequem erreichbar, der Premiumsitz hat Heizung und Seitenhorizontalfederung. Für die große Armlehne mit dem frei belegbaren CommandPRO-Joystick reicht der Platz jedoch nur beim 6R, beim 6M muss man auf mehrere Schalter umgreifen. Alternativ zu CommandARM – und günstiger – kann auch nur eine rechte Bedienkonsole bestellt werden. Dann ist lediglich der elektrische Joystick auf der Armlehne montiert.

In der Kabine ist es während der Fahrt grundsätzlich angenehm leise, circa 70 dBA, bei höherer Zugbelastung und bei bestimmten Fahrgeschwindigkeiten kann ein Heulgeräusch vom Getriebe das Motorbrummen übertönen. 

Der Fahrtrichtungswechsel ist am einfachen elektronischen Joystick sowie mittels neuerdings nicht mehr einrastendem Reversierhebel links an der Lenksäule jederzeit auch abwechselnd möglich. Am Joystick erfolgt zudem die Bedienung von drei elektronischen Zusatzsteuergeräten.

Copyright © Krönigsberger

Auf das Wesentliche reduzierte Bedienelemente

„Mitdenkende“ Automatikfunktionen

Der Traktor „denkt“ immer mit: Legt man etwa die Parksperre während der Fahrt ein, aktiviert er diese tatsächlich erst, sobald der Traktor auch wirklich stillsteht. Es ist so also keine Fehlbedienung möglich – ideal für Aushilfsfahrer. 

Vom 6R übernommen wurde, dass sich die Vorderachsfederung bei Frontladerbetrieb automatisch steifer stellt. Beim Einschalten des Abblendlichts poppt am Display die Auswahl zwischen unteren und oberen Fahrscheinwerfern auf.

Arbeitsscheinwerfer sind in Halogen- oder LED-Ausführung erhältlich, zwei Leuchtenkonfigurationen sind im A-Säulen-Display speicherbar und über Schnellzugrifftasten in der Seitenkonsole abzurufen. 

A-Säulen-Display

Die Maschineneinstellungen – inklusive Klimaanlagensteuerung und allen Anzeigen, die man an einem Armaturenbrett erwarten würde – sind auf diesem Bildschirm ersichtlich. Dessen Untermenüs sind entweder über Direktzugriffstasten an der rechten Seitenkonsole oder mittels Wahlrad und den grünen Tasten neben den Direktzugriffstasten nacheinander auswählbar, Touchscreen-Funktionen gibt es hier nicht. 

Der Bildschirm startet immer mit der gleichen Basisdarstellung, von der aus man in Untermenüs wechseln kann. Die einfach aufgebaute Bedienoberfläche erlaubt weniger individuelle Einstellungen als beim 6R. So sind im 6M vier Profile mit fix vorgegebenen Hydraulikventilzuweisungen am Joystick (inkl. Isobus-Zuweisung) auswählbar, bei der CommandPro-Bedienung des 6R ist er vollständig rekonfigurierbar.

Vor unabsichtlichen Fehlbedienungen ist der Joystick übrigens zusätzlich mit „kapazitiver Handerkennung“ geschützt, man muss ihn mit der Hand umfassen, damit er Kommandos annimmt; seine Aktivierung zeigt er durch Aufleuchten einer LED an.   

Copyright © Krönigsberger

Das A-Säulen-Display

Genaues Lenksystem

Für das Lenksystem und weitere Elektronikfunktionalitäten ist ein zusätzliches „G5“-Display erforderlich. Dazu bietet der John-Deere-Importeur LTC seit Kurzem an, AMA-Feldstückspolygone in das „John Deere Operations Center“, die kostenlose hauseigene Telematikplattform, einzuspielen. Das funktioniert optimal mithilfe der „AMA MFA Fotos“-App, die Apos-konforme ETRS89-Grenzdaten ausgibt. So kann jede mit JD-Link und RTK-GPS-Empfänger ausgerüstete Maschine am Betrieb sofort auf jedem digital erfassten Feldstück wenige Zentimeter genau entlang der Grenzen arbeiten. 

Das konnten wir auf rund 20 Feldstücken ausprobieren und waren positiv überrascht: Der Starfire 7000-Empfänger navigierte den 6M 145, respektive den angehängten Grubber, tatsächlich mit wiederholbar guter Genauigkeit zu den Grenzsteinen und entdeckte sogar eine Grenze, die mittels Stabs circa 20 Zentimeter falsch markiert war. Inzwischen gibt es auch den Starfire 7500-Empfänger.  

Das vollständig AEF-zertifizierte Touchscreen-Display G5 Plus Universal (12,8“, HD) bietet übrigens schon in der Basis-Softwarelizenz variable Mengensteuerung und bis zu 255 Teilbreiten. Fernzugriff auf den Monitor ermöglicht rasche Unterstützung.

Copyright © Krönigsberger

Hindernisse wie Masten sind beim Lenksystem zur rechtzeitigen Warnung programmierbar.

Stufenloses Getriebe AutoPowr

Schwere wie leichte Ackerarbeiten sind im Automatikmodus des Stufenlosgetriebes sehr einfach umsetzbar: Fahrtrichtungshebel betätigen, Zielgeschwindigkeit mittels Drehrad am Fahrhebel und/oder per Fußpedal vorgeben und die nötige Motordrehzahl bestimmt der 6M selbst. Beim Einfahren in die nächste Spur wird per Tastendruck („Fußpedal-Verriegelungstaste“) an das Motor-Getriebe-Management übergeben. Und am Vorgewende wird mittels Fahrpedal wieder übernommen und gewendet. Falls ein Lenksystem an Bord ist, drückt man die Aktivierungs-Taste auf der Armlehne und der 6M lenkt in die Folgespur. 

Itec-Basic schaltet nach Drücken der Hubwerkstaste automatisch Allrad, Zapfwelle oder Differenzialsperre ein oder aus. Das deckt Standardaufgaben ab, einfach und intuitiv.

Träge? Sicher nicht!

Der 6M 145 ist das leistung­schwächste 6-Zylindermodell der M-Serie. Da liegt die Vermutung nahe, dass er träge agieren könnte. Das war bei den Testeinsätzen absolut nicht der Fall! Er packt mit passenden Geräten (3m-Schwergrubber und Sämaschinenkombi, 4m-Scheibenegge und 5m-Leichtgrubber) beherzt zu und beschleunigt seine 7,8 Tonnen mit zwei vollen Anhängern gut. Aber man erkennt an Steigungen auch, dass seine Höchstleistung noch vor Erreichen der Rauchgrenze bei 31,3 Litern Dieselverbrauch pro Stunde rigoros elektronisch begrenzt wird.

Hinsichtlich Wirkungsgrad hält John Deere fest, dass AutoPowr immer mindestens 60 Prozent erreicht und bei vier Geschwindigkeiten (4/11/23/47 km/h) die Kraft zu hundert Prozent mechanisch überträgt. Kraftflussunterbrechungen oder Sprünge bei Bereichswechsel traten nicht auf, bloß die Geräuschkulisse weist auf die wechselnde Beteiligung der hydrostatischen Komponenten hin. Dank Stufenlosgetriebe erledigt der Traktor niedrige und wechselnde Zugbelastungen erfreulich sparsam. 

Copyright © Krönigsberger

Hoher Dieseleinfüllstutzen, AdBlue-Tank ist sehr gut mit Kanister nachfüllbar.

Fazit

Eine Entscheidung für den 6M ist eine Entscheidung der Vernunft – was man nicht braucht, muss man bei ihm auch nicht mitkaufen und kann so einen deutlichen Kaufpreisunterschied zur 6R-Reihe erzielen. Bei gleich starken Basiskomponenten und vielfach bewährter Technik gibt es vor allem softwarebedingte Einschränkungen. Allerdings bietet der 6R neben mehr Elektronik auch eine größere Kabine und umfangreichere Hydraulikoptionen.  

Somit ist der 6M 145 vor allem im flachen und hügeligen Gelände eine grundvernünftige Wahl für Anbaugeräte der Drei-Meter-Klasse: Er kann im Prinzip das, was seine 20 bis 40 PS stärkeren „Konzerngeschwister“ können, gegebenenfalls etwas langsamer und mit niedrigerem Treibstoffverbrauch. Dabei werden alle leistungsübertragenden Bauteile weniger belastet, was die Lebensdauer weiter erhöhen sollte. Fahr- und Bedienkomfort sind für die M-Klasse wirklich gut.

Praktische Details

• Die 6M sind nun mit elektronischen Wegfahrsperren diebstahlgesichert und nur mit codierten Zündschlüsseln startbar.
• Der Wischbereich des Frontscheibenwischers wurde um fast die Hälfte vergrößert, er deckt nun einen Winkel von 247 Grad ab.
• Nützlich für den Einsatz im Wald oder auch in Sonnenblumenstoppeln ist die ab Werk bestellbare (Tank-)Unterbodenschutzplatte.
• Praktisch ist eine neue separate Wartungsklappe an der linken Motorhaubenseite, hinter der der Motorölmessstab geschützt und einfach erreichbar ist.
• Die Schnellverstellung zwischen Kat 2 (3N) und Kat 3 Schultermaß der hinteren Unterlenker ist beim 6M wie beim 6R vorhanden.

Die Baureihe 6M

Bei der Modellreihe 6M steht die Zahl nach dem M für die Nennleistung des Traktors. Sie besteht aus 17 Modellen, 6M 95 bis 6M 250. Alle haben IPM (Intelligentes Power Management), das bei Heckzapfwellenarbeiten ab 1 km/h und Transportarbeiten über 15 km/h bis zu 20 PS zusätzliche Motorleistung frei schaltet. Laut Prospekt liefern die 6M ohne aktiviertem IPM 105 bis 275 PS Höchstleistung und 120 bis 281 PS Maximalleistung mit IPM. 

Die Vierzylinder mit 240 und 258 Zentimetern Radstand gehen bis zum 6M 150 mit 165 PS (177 PS mit IPM) maximale Leistung. 276,5 und 280 Zentimeter sind die Radstände der Sechszylinder. Sie starten mit dem 6M 145, unserem Testtraktor, der 160 PS (171 PS mit IPM) Höchstleistung liefert. In dieser PS-Klasse hat man also bei John Deere die Wahl zwischen einem „spritzigen“ und wendigen Vierzylinder und einer längeren und circa 1,5 Tonnen schwereren Variante, die noch besser für anspruchsvolle Ackerarbeiten dimensioniert ist. 6M und 6R werden in Mannheim in Deutschland gefertigt – wo schon über zwei Millionen Traktoren vom Band liefen.

Wartung

Abschmieren der Hubwerke soll etwa alle 50 Stunden erfolgen, die Zugänglichkeit zu den Schmierstellen wurde teilweise mit Verlängerungsrohren verbessert. Das Motorölwechselintervall ist mit speziellen John-Deere-Filtern und -Ölen auf bis zu 750 Stunden ausdehnbar. Der Wechsel von 62 Litern Getriebe- und Hydrauliköl steht alle 1.500 Stunden an.
Generell sind die Füllstände leicht kontrollierbar. Auch die seitlich einfach herausziehbaren Gitter vor den Kühlern, die sehr nützlich bei groben Verunreinigungen während Arbeiten mit Frontgeräten sind, hat John Deere beibehalten. Cleanfix-Umkehrlüfter sind ab Werk bestellbar.

Zusatzhydraulik-Anschlüsse hinten mit Entlastungshebeln hat nur der 6R, Hydraulikölrohre und Anschlüsse sind beim 6M nicht so geschickt gestaltet wie beim 6R:  Beim Koppeln von Hydraulikschläuchen besteht die Gefahr, dass große Leckölmengen freigesetzt werden, die etwa beim häufigen Umhängen von Anhängern in der Ernte rasch den kleinen Leckölbehälter füllen.

Copyright © Krönigsberger

Leicht herausnehmbare Kühlerschutzgitter erleichtern die Reinigung.

John Deere 6M 145 (2025): Technische Daten im Überblick

Motor
• John Deere 6068 HL555 PowerTech PVS mit SCR, Dieseloxidationskatalysator, Partikelfilter und gekühlter Abgasrückführung (EGR); 6788 cm³ Hubraum, VGT-Turbolader
• Nennleistung laut Zulassungsschein: 106,6 kW/145 PS
• Maximalleistung (gem. ECE-R120): 117,7 kW/160 PS bei 1.900 UpM, mit IPM: 125,8 kW/171 PS bei 2.100 UpM
• Zapfwellenleistung bei Nenndrehzahl: 113 PS, mit IPM max. 131 PS
• Konstantleistungsbereich: 1.500 bis 2.100 UpM
• Max. Drehmoment: 679 Nm bei 1.600 UpM, 723 Nm mit IPM
• Dieseltank: 285 l (optional 330 l)
• AdBlue-Tank: 16 l (etwa 3 % AdBlue- Verbrauch in Relation zum Diesel)

Getriebe
• Stufenlose Version mit 0-54 km/h „AutoPowr“, Basis ZF Eccom 1.8, das die vier physischen Fahrbereiche vollautomatisch ohne Zutun des Fahrers wechselt (angeboten werden auch drei Vierfach–Lastschaltungsgetriebe)
• Max. Geschwindigkeit schon bei ca. 1.700 Motor-UpM
• Lastschaltbare Wendeschaltung links vom Lenkrad sowie auf dem kleinen Armlehnen–Hydraulik–Joystick
• Gebremste TLS–Vorderachsfederung (bei 50 km/h Pflicht), hinten wahlweise Flansch- oder Stummelachse zur einfachen Spurverstellung.
•Zapfwelle mit 540/540e/1000 oder 540e/1000/1000e bestellbar

Hydraulik
• Load sensing mit 114 l/min, 155 l/min optional
• Maximal vier elektrische Steuergeräte im Heck + drei Zwischenachs-Steuergeräte (Joystick), Komfort–Fronthydraulikfernbedienung (Ilgenfritz) mitbestellbar
• Gemeinsamer Ölhaushalt von Getriebe und Hydraulik, separate Load-Sensing-Anschlüsse
• Entnehmbare Hydraulikölmenge: 24 Liter bzw. 45 Liter mit Zusatztank
• Maximale Hubkraft Heck (Kat 3, mit Schnellverstellung zu 3N): 7.650 kg bei max. 8.270 kg Hinterachslast
• Maximale Hubkraft Front (Kat 3N): 4.400 kg bei max. 5.580 kg Vorderachslast
• Eigengewicht (mit Fronthydraulik und -Zapfwelle): 7.750 kg
• Max. zulässiges Gesamtgewicht: 11.750 kg

Copyright © Krönnigsberger

Abmessungen und Gewichte des Traktors von John Deere