Zwischen Stall, Feldarbeit und Familie bleibt oft kaum Zeit für sich selbst – das Leben auf einem Bauernhof ist herausfordernd. Was dabei häufig übersehen wird: Die seelische Belastung ist groß, doch das Reden darüber bleibt vielerorts ein Tabu. Genau hier setzt das Bäuerliche Sorgentelefon an – ein anonymes, niederschwelliges Unterstützungsangebot speziell für Menschen in der Landwirtschaft.
Dringender Bedarf
„Viele haben niemanden, mit dem sie sprechen können – oder sie trauen sich schlicht nicht“, sagt Ines Jernej, Bundeskoordinatorin des Projekts Lebensqualität Bauernhof, unter dessen Dach das Sorgentelefon angeboten wird. Die Initiative stammt von den Bäuerinnen-Organisationen, die den dringenden Bedarf nach Unterstützung bei familiären Konflikten, zwischenmenschlichen Themen oder Überlastung erkannt haben.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor: Alle Beraterinnen und Beraten stammen selbst aus der Landwirtschaft. „Wir sprechen dieselbe Sprache, kennen den Arbeitsalltag, den familiären Druck und die wirtschaftlichen Sorgen“, so Jernej. Diese Nähe schafft Vertrauen – und senkt die Hemmschwelle, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Die Gründe für einen Anruf sind vielfältig: häufig geht es um Partnerschaftsprobleme, Generationskonflikte oder Hofübergaben. Vor allem Frauen greifen häufiger zum Telefon – meist aus Sorge um das Miteinander am Hof. Männer hingegen tun sich oft schwerer, Hilfe zu suchen – nicht zuletzt wegen traditioneller Rollenbilder.
Viele warten zu lange
„Hilfe holen ist eine Stärke“, betont Jernej. Doch gerade in bäuerlichen Betrieben hat persönliche Belastung wenig Platz. Viele warten zu lange, bis sie sich öffnen – oder glauben, alles allein schaffen zu müssen. Das Bäuerliche Sorgentelefon ist bewusst niedrigschwellig: anonym und vertraulich. Ein Gespräch ersetzt keine Therapie – „aber es kann der erste Schritt sein“, sagt Jernej. „Zuhören, entlasten, neue Sichtweisen eröffnen – das ist unsere Aufgabe.“ Ergänzt wird das Telefonangebot durch persönliche Beratung vor Ort und vielfältige Bildungsangebote zur Prävention. Auch über agrarische Medien, Social Media und einen eigenen Podcast wird aktiv Bewusstseinsarbeit geleistet. „Wer den ersten Schritt wagt, erlebt oft große Erleichterung“, so Jernej. Die Rückmeldungen aus der Praxis zeigen: Hilfe annehmen tut gut – und sollte auch am Bauernhof kein Tabu mehr sein.
Bäuerliches Sorgentelefon – 0810 / 676 810
Das bäuerliche Sorgentelefon ist von Montag bis Freitag von 8:30 bis 12:30 Uhr (ausgenommen an gesetzlichen Feiertagen) erreichbar. Hier erhält man telefonische Hilfe zum reduzieren Tarif von ca. 1,30 Euro pro Stunde. Das Bäuerliche Sorgentelefon ist eine einfache und anonyme Anlaufstelle für kleine und große Probleme. Professionelle Ansprechpartner hören zu und geben Antworten, beispielsweise bei Konflikten zwischen Jung und Alt, Hofübergabe/-übernahme, wirtschaftliche Sorgen, Partnerschaft oder Überlastung.
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