Eigentlich sieht die Maschinenhalle von Stefan Romstorfer ganz normal aus. Einige landwirtschaftliche Maschinen und Geräte, etwas Schrott für den Recyclinghof und eine Werkstatt in der Ecke. Aber eine Maschine sticht besonders hervor, zwar nicht auf dem ersten Blick, aber wenn man etwas genauer hinschaut. Das entsprechende In-Row-Hackgerät (kameragesteuerte Hacke) ist mit speziellen Boxen ausgestattet, die Romstorfer mit seinem Bruder und der tschechischen Firma Ullmanna eigens entwickelt hat. Diese Boxen sind KI- (Künstliche Intelligenz) gestützt und fotografieren jede Pflanze auf dem Acker ab und können somit Beikräuter von der Kulturpflanze unterscheiden. Das Unkraut wird dann im zweiten Schritt mit den Hacken entfernt. „Im Vergleich zu anderen Geräten hat es eine wirklich sehr gute Erkennung, selbst wenn viel Unkraut am Acker steht“, erklärt Romstorfer.
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Die Boxen sind KI-gestützt und fotografieren jede Pflanze auf dem Acker.
Die Höhenkontrolle funktioniert mittels 3D-Kamera, das heißt auch hier kann man im 0,5 Zentimeter-Bereich die genaue Tiefe einstellen. Durch dieses effiziente Fotografieren kann zudem auch die Fahrgeschwindigkeit erhöht werden. „Wir fahren teilweise bis zu 3-4 Stundenkilometer.“ Ausgangsgrund für die Entwicklung der KI-Hacke ist die für Österreich eher ungewöhnliche Erdnusskultur. Um zu verstehen, warum es für diese, eine solch komplexe Maschine benötigt, muss man zunächst die Anbauweise verstehen.
Erdnüsse aus dem Weinviertel
Grundsätzlich ist die Erdnuss keine übliche Kulturpflanze im Weinviertel. Stefan Romstorfer hat den Schritt zum Anbau aber im Jahr 2017 gewagt. Gesät wird sie im Frühsommer als einzelne Nuss mit einer Einzelkorn-Sämaschine. Zunächst bildet sich die Jungpflanze über der Erde. Die Blüten sind selbstbestäubend und graben sich nach erfolgter Bestäubung für die Samenreife zwei bis sieben Zentimeter in den Boden. Nach einer Vegetationszeit von insgesamt 90 bis 150 Tagen können die reifen Erdnüsse im Oktober geerntet werden.
„Im Vergleich zu anderen Geräten hat es eine wirklich sehr gute Erkennung, selbst wenn viel Unkraut am Acker steht."
Stefan Romstorfer
Die Ertragsmenge ist selbst nach neun Jahren schwierig einzuschätzen, erklärt Romstorfer, „weil wir immer neue Mengen ausprobieren, sprich von 100 bis zu 1.800 Kilo Ertrag am Hektar war schon alles dabei.“ Heuer baut er etwa 25 Hektar an. Der Schädlingsbefall hält sich laut dem Landwirt in Grenzen. „Da es eine Kultur ist, die es bei uns eigentlich nicht gibt, gehen keine Wildtiere drauf“. Etwas Drahtwurmbefall war zwar hin und wieder Thema, aber das größte Problem ist laut dem Niederösterreicher das Unkraut. Da die Erdnuss spät deckt, ist der Unkrautdruck in der Vegetationszeit besonders hoch. Deshalb kam die Idee mit dem Hackgerät.
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Stefan Romstorfer baut Erdnüsse im Weinviertel an.
Die Idee für die KI-Maschine
Aufgrund des hohen Beikrautbefalls beschäftigte sich das Brüdergespann intensiv mit In-Row. Denn der Arbeitsaufwand der Bio-Erdnusskultur ist während der Vegetationszeit besonders hoch. Aufgrund der enormen Personalkosten war es anfangs schwierig wirtschaftlich zu bleiben. Aufgeben war für die Brüder keine Option und deshalb begann die Tüftelarbeit. Stefan Romstorfer der zuvor im Informatik- und Marketing-Bereich tätig war, konnte seine Erfahrungen ideal einsetzen. Nach intensivem Werkeln und viel Geduld war die KI-Hacke fertig entwickelt. „Heute, drei Jahre danach wäre der Erdnussanbau in diesem Maße, ohne dieses Gerät unmöglich“, erzählt Romstorfer. Mit dem derzeitigen Stand der Maschine sparen sich die Brüder etwa 90 Prozent der Personalkosten. Dennoch ist das KI-Hackgerät nicht günstig. „Wir sprechen ungefähr von einem Preis bei sechs Reihen von zirka bei 100.000-120.000 Euro.“ Verwendet wird sie deshalb für alle Kulturen am Betrieb.
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Die Höhenkontrolle funktioniert mittels 3D-Kamera, das heißt auch hier kann man im 0,5 Zentimeter-Bereich die genaue Tiefe einstellen.
Was passiert eigentlich mit den Erdnüssen?
Nach der Ernte im Oktober werden die Erdnüsse vorsortiert, mehrere Tage getrocknet, dann nochmals sortiert und von der Schale entfernt. Anschließend werden sie zu Erdnussbutter oder Öl weiterverarbeitet oder nur geröstet. Diese Arbeitsschritte erfolgen alle direkt am Hof. „Ungefähr 80 Prozent der Ernte benötigen wir für die Direktvermarktung. Der Rest wird unverarbeitet vermarktet“, berichtet der Bio-Bauer. Verkauft werden die Produkte im eigenen Online-Shop oder österreichweit bei ausgewählten Bio-Märkten und Wiederverkäufern.
Mit der KI-Hacke bewarb sich Stefan Romstofer für den Innovationspreis der Jungen Landwirtschaft. Er gewann den zweiten Platz.
Betriebsspiegel:
Markenname: neuland.bio
Bio-Landwirtschaft in Raggendorf, NÖ
Stefan Romstorfer bewirtschaftet mit Bruder etwa 160 Hektar Ackerbau und 16 Hektar Weinbau
Ölkürbisse, Weizen, Sonnenblumen, Zuckerrüben und Sonderkultur: Erdnuss
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