Die steigenden Lebensmittelpreise sind hierzulande nach wie vor großes Thema. In der Studie des österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), die Ende September veröffentlicht wurde, wird deutlich, dass die Bauern von den hohen Lebensmittelpreisen alles andere als profitieren. Den Zahlen zufolge landen statistisch nur vier Euro von insgesamt 100 Euro, die Konsumenten für Essen und Trinken ausgeben, bei österreichischen Landwirten. „Der Anteil der bäuerlichen Produktion am Endpreis ist gering und nimmt weiter ab“, erklärt Wifo-Experte Franz Sinabell in einer Presseaussendung. Und: „Die Preise für die Landwirtschaft werden am Weltmarkt und nicht in Österreich bestimmt.“ Der Lebensmittelpreisanstieg sei deshalb nicht so einfach zu erklären. Denn allein der Verweis auf Rohstoffpreise reiche nicht aus, um die Verteuerung von Essen und Trinken zu begründen. Seit dem Jahr 2022 bringt der Bericht der AMA zur Preistransparenz im Lebensmitteleinzelhandel hier Licht ins Dunkel.
Ein Drittel der Ausgaben für Importe
Ein Drittel der Verbraucherausgaben für Lebensmittel entfällt außerdem auf Importe. Das betrifft statistisch nicht nur Lebensmittel allein, sondern auch Energieimporte, also indirekte Kosten. Der Anteil für eingeführte Agrarrohstoffe – etwa Orangen – beträgt insgesamt etwas mehr als vier Prozent. Die Preise der Importwaren sind zuletzt stark gestiegen. Besonders Kaffee und Kakao haben sich laut Sinabell im vergangenen Jahr deutlich verteuert. Der Löwenanteil der Konsumentenpreise entfällt allerdings auf Lebensmittelhandel (60 %) sowie Gastronomie und Hotellerie (40 %).
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Der Bauernanteil am Verbraucherpreis sinkt: Bei einem Kilo Weizenmehl verdient der Bauer etwa 20 Prozent.
Anteil von Verarbeitung und Handel steigen
Besonders anschaulich wird das am Beispiel eines Kilos Weizenmehl. In der Studie wurde dessen Preiszusammensetzung auf Basis zahlreicher Indizes über mehrere Jahre aufgearbeitet. Der Anteil des Agrarrohstoffpreises am Endverbraucherpreis sank seit 2022 von knapp 30 Prozent auf zuletzt deutlich unter ein Fünftel. Zugenommen haben hingegen die Segmente von Handel und Mühlen. Wohl wegen gestiegener Transport und Lohnkosten, wird im Wifo gemutmaßt.
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Zusammensetzung des Verbraucherpreises für Weizenmehl im mehrjährigen Verlauf.
Bauern als Verlierer der Inflation?
Die Debatte zu Lebensmittelpreisen war bereits im Sommer ständig an der Tagesordnung. Immer wieder betonten Bauernvertreter, dass die Landwirtschaft nicht für die Teuerung verantwortlich sei. Dies bestätigt nun auch die Wifo-Studie, ist Bauernbund-Präsident Georg Strasser überzeugt: „Die aktuelle Wifo-Studie zeigt schwarz auf weiß, dass unsere Bäuerinnen und Bauern keinesfalls die Preistreiber, sondern selbst Leidtragende der Teuerung sind.“ Er fordert: „Wir brauchen faire Rahmenbedingungen, Transparenz entlang der Wertschöpfungskette und eine ehrliche Diskussion darüber, was unsere Lebensmittel wirklich wert sind.“ Das sieht übrigens auch Sinabell so: „In der Landwirtschaft kann man gerade so viel verdienen, dass man über die Runden kommt, und an der Landwirtschaft kann man gut verdienen“, sagt der Wifo-Experte gegenüber den „Salzburger Nachrichten“. Als Lösung empfiehlt auch er mehr Transparenz entlang der Wertschöpfungskette - von der Produktion bis zum Regal. „Nur so können Konsumenten bewusster entscheiden, Politik evidenzbasiert handeln und Landwirte angemessen entlohnt werden.“ Bestätigt sieht sich auch Bauernbund-Direktorin Corinna Weisl „Diese Zahlen holen die Preisdebatte zurück auf den Boden der Fakten. Wenn Verarbeitung, Handel, Importe und Steuern den Großteil der Kosten ausmachen, dann ist es schlicht falsch, die Verantwortung bei der Landwirtschaft zu suchen.“
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