Truthühner

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Geflügel: Trotz Seuche ein Wirtschaftsfaktor

Die aktuelle Lage in der Geflügelwirtschaft ist angespannt. Im Nordburgenland wurde ein erster Fall der Geflügelpest bestätigt, Teile des Nord- und Mittelburgenlands gelten nun als Hochrisikogebiet.

Seit letzten Donnerstag gilt die Stallpflicht. Trotz der angespannten Lage sichern die Bäuerinnen und Bauern weiterhin zuverlässig die Versorgung.

Der Obmann der Geflügelwirtschaft Burgenland, Heinz Schlögl, möchte das Putenfleisch als neues Festtagsessen in Szene setzen: „Viele von uns in Österreich feiern Halloween. Wir glauben, dass man bei uns einen kulinarischen Teil von ‚Thanksgiving‘ aus dem Amerikanischen übernehmen könnte, um unsere Geflügelhalter ins Rampenlicht zu rücken. Am vierten Donnerstag im November kommt dort als Festmahl für die Familie ein gebratener und gefüllter Truthahn auf den Tisch – ein Gericht, das auch bei unseren Weihnachtsfeiertagen gut ankommen würde. Mit einem Versorgungsgrad von über 200 Prozent mit Putenfleisch im Burgenland wäre dies auf jeden Fall möglich.“

Pro-Kopf-Verbrauch von Geflügelfleisch gestiegen

Die Geflügelhaltung ist im Burgenland ein wichtiger tierischer Veredelungssektor und hat laut Statistik Austria einen Produktionswert von 36,5 Mio. Euro im Jahr 2024. „Der Inlandsverbrauch von Geflügel ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Der Pro-Kopf-Verbrauch bei Geflügelfleisch zog 2024 insgesamt auf 23,2 Kilogramm an – ein Plus von 0,8 Kilogramm gegenüber 2023. Davon entfielen 18,2 Kilogramm auf Hühnerfleisch, 4,4 Kilogramm auf Putenfleisch und der Rest auf Enten- und Gänsefleisch. Das zeigt, dass Geflügelfleisch bei den Österreicherinnen und Österreichern gefragt ist. Umso wichtiger ist es, dass die Konsumentinnen und Konsumenten beim Einkauf auf die Herkunft schauen und zu heimischen Lebensmitteln und Fleisch greifen“, betont LK-Vizepräsident Werner Falb-Meixner.

Hohe Standards bei Tierwohl und Produktion

„Unsere Betriebe sorgen dafür, dass ausreichend frische Eier und frisches Geflügelfleisch aus der Region verfügbar sind. Österreichs und Burgenlands Geflügelbauern produzieren höchste Qualität und setzen im Bereich Tierwohl im internationalen Vergleich hohe Standards in der Produktion um. Sie leisten mit ihrer täglichen Arbeit einen wichtigen Beitrag zur regionalen Eigenversorgung und zur Versorgungssicherheit“, betont Elisabeth Rothenender, Obmann-Stellvertreterin der Geflügelwirtschaft Burgenland und selbst Putenmästerin mit einer kleinen Direktvermarktung. „Im Verkaufsgespräch sind unsere Kunden schnell überzeugt, nur wenn es um den Preis allein geht, haben wir aufgrund der unterschiedlichen Standards keine Chance. Deshalb müssen wir auf unsere Mehrleistungen immer wieder aufs Neue hinweisen“, so Rothenender. Die Putenmast ist im Burgenland ein wichtiger tierischer Veredelungssektor: 18 Betriebe sind in der Putenmast tätig, zusätzliche sechs Betriebe in der Hühnermast.

Stallbauverfahren beschleunigen

Die Geflügelwirtschaft ist ein starker und innovativer Sektor mit wachsender Bedeutung – auch für die Ernährungssouveränität Österreichs. „Besonders erfreulich ist, dass wir im Burgenland sowohl konventionelle als auch biologische Betriebe weiterentwickeln und auch Neueinsteiger begleiten. Doch zurzeit dauert es viel zu lange, wenn Betriebe in ihre Ställe investieren wollen. Deshalb fordern wir vom Land Burgenland dringend eine Beschleunigung bei Flächenwidmungen und Stallbauverfahren, um den Betrieben Investitionen zu ermöglichen und die Versorgungssicherheit zu sichern“, verlangt Falb-Meixner.

Im Burgenland fast 12 Mio. Euro Wertschöpfung

Im Burgenland wird die Wertschöpfung in der Nutztierhaltung vor allem durch die Bereiche Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung geprägt. Im Jahr 2022 lag der Gesamtwert der tierischen Produktion bei etwas mehr als 75 Mio. Euro. Laut Grünem Bericht 2023 erzielte die Geflügelmast dabei einen Produktionswert von nahezu 12 Mio. Euro und machte damit rund 16 Prozent der gesamten tierischen Erzeugung aus. Der jährliche Getreidebedarf für die Putenmast im Burgenland beläuft sich auf etwa 14.000 Tonnen, was einer Fläche von rund 2.344 Hektar und einem Wert von ungefähr 6,89 Mio. Euro entspricht.