Eine Kuh bringt Zwillinge zur Welt.

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Stellschrauben für mehr Wirtschaftlichkeit

Die Haltung von Mutterkühen zur Einstellerproduktion findet hierzulande meist auf Grenzertragsstandorten statt. Die Wissenschaft ist um Lösungen für eine Erhöhung der oft knappen Deckungsbeiträge bemüht.

Gut 156.000 Mutterkühe werden in Österreich gehalten – das Gros von ihnen im Grünland- und Berggebiet. Die Sparte steht ob der geringen Margen im mehrjährigen Vergleich unter Druck.

Die facheinschlägigen Forscher im Land wollen hier gegensteuern, um diese wertvolle Produktionsweise, welche wesentlich zum Erhalt der heimischen Kulturlandschaft beiträgt, abzusichern. Derzeit laufen vielversprechende Projekte. Eines davon wurde heuer in der Fachpublikation „Züchtungskunde“ veröffentlicht. Experten der LK Kärnten, der Universität für Bodenkultur (neuerdings Boku University) und der HBLFA Raumberg-Gumpenstein haben über einen Zeitraum von acht Jahren die Produktion eines Mutterkuhbetriebes in Kärnten wissenschaftlich begleitet und die Einflussfaktoren auf Leistung und Erlös der produzierten Kälber analysiert.

LK-Fachreferent und Hauptautor Johann Burgstaller untersuchte den Effekt von Geburtsmonat, Rasse, Sommerweide und Verkaufsjahr auf einem Biohof, der auf rund 900 Meter Seehöhe liegt. Die Herde bestand aus Fleckvieh-Fleisch und Charolais-Kühen, welche mit Fleckvieh-Fleisch- und Charolais-Stieren im Natursprung belegt wurden. Satte 411 Kälber wurden dokumentiert. Diese standen in den Wintermonaten im Tretmiststall mit Laufhof und wurden mit Grassilage und Heu gefüttert.

Im Kälberschlupf wurde den Kälbern auch 1 Kilogramm Kraftfutter pro Tier und Tag verabreicht. Ab Anfang Mai wurden die Tiere geweidet, knapp ein Drittel der Kälber über den Sommer außerdem auf zwei verschiedenen Almen gealpt.

Kreuzungskälber mit Höchstzunahmen

Auch die vorliegende Studie belegt rassespezifisch große Unterschiede bei den erreichten Lebendgewichten. „Kreuzungskälber Fleckvieh-Fleisch×Charolais zeigten die höchsten Lebendgewichte und täglichen Zunahmen, gefolgt von reinrassigen Fleckvieh-Fleisch-Kälbern. Die geringsten Lebendgewichte und täglichen Zunahmen wurden von den reinrassigen Charolais-Tieren erreicht“, schreiben die Experten. Zugleich erzielten letztere aber die höchsten Erlöse pro Kilogramm Lebendgewicht. Bedingt durch die höheren Gewichte erreichten die Fleckvieh-Fleisch-Absetzer allerdings die gleichen Erlöse wie Charolais.

Absetzzeitpunkt entscheidend

Bei der Analyse des Geburtsmonats wurden Winter-, Frühjahrs- und Sommerkälber miteinander verglichen. Am untersuchten Betrieb wurde aufgrund der gegebenen Voraussetzungen stets im Oktober abgesetzt, was zur Folge hatte, dass die Winterkälber altersbedingt höhere Lebendgewichte, zugleich aber niedrigere Tageszunahmen erzielten. In absoluten Zahlen brachten sie zwar am meisten ein, allerdings bei den im Vergleich niedrigsten Erlösen je Kilogramm Lebendgewicht.

Die besseren Tageszunahmen der Februar bis April und Mai bis Juli geborenen Kälber seien durch die zu Vegetationsbeginn steigende Milchleistung der Muttertiere und der im Vergleich zur Stallfütterung besseren Grundfutterqualität zu erklären, ist zu lesen. Im Hinblick auf die global übliche saisonale Abkalbung bei Mutterkühen wird angemerkt: „Hinsichtlich jahreszeitlichem Abkalbetermin und Einfluss auf Absetzgewichte von Mutterkuhkälbern ist die Literatur widersprüchlich, da Kälberzunahmen auch stark vom betrieblichen Management beeinflusst werden.“

Weideaufwuchs beachten

Deutliche Unterschiede dokumentierten die Autoren zwischen den verschiedenen Sommerweiden und Almen. Je nach Vegetation und Aufwuchs entwickelten sich die Jungtiere unterschiedlich. Bestnoten erreichten Stierkälber auf der Heimweide. Aber auch auf einer der Almen seien gute Zuwächse dokumentiert worden.

Standortangepasst ist Trumpf

Letztlich kommen die Autoren zum Schluss, dass für den wirtschaftlichen Erfolg der Mutterkuhhaltung qualitativ hochwertige, frohwüchsige Absetzer produziert werden müssen. Dies gelinge mit dem bewussten Einsatz einer passenden Rasse oder Rassekreuzung, der gezielten Nutzung von Weideflächen und einem Herdenmanagement, das sicherstellt, dass die Absetzer in entsprechender Anzahl und Qualität verkauft werden können. Für den untersuchten Betrieb legen die Wissenschafter eine geblockte Abkalbung im Frühling nahe. Hier sei jedoch angemerkt, dass dies im Management mit Arbeitsspitzen einhergeht, welche mit dem betrieblichen Ablauf in Einklang gebracht werden müssen.

Ein ähnlich interessantes Forschungsprojekt läuft derzeit übrigens an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Unter dem Namen „MuKuh Weide“ werden die Möglichkeiten kostengünstiger weidebasierter Fütterung ausgelotet. Auch wird besonderes Augenmerk auf den Zeitpunkt der Abkalbung gelegt. Mittlerweile ist die erste Saison abgelaufen, Hauptautor Johann Häusler rechnet auf Nachfrage mit vielversprechenden Ergebnissen. Für Details muss man sich vorerst noch gedulden. Die Erhebung läuft noch bis 2030.

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