Ende September fand am Standort Lambach/Stadl-Paura des Bio-Instituts der HBLFA Raumberg-Gumpenstein das Seminar des Österreichischen Kuratoriums für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL) „Speiseleguminosen in der Praxis – Anbau, Technik und Wertschöpfung“ statt. Die Teilnehmer konnten sich über dem Anbau von Speiseleguminosen, ihren Vorteilen für Bodenfruchtbarkeit und klimaresiliente Fruchtfolgen sowie ihrer Verarbeitung zu hochwertigen Lebensmitteln informieren. Nach Fachvorträgen waren auch Praktiker am Wort, Betriebsbesichtigung inklusive.
Die stetig steigende Nachfrage durch Änderungen im Ernährungsverhalten macht Speiseleguminosen als Proteinquelle nicht nur am Teller, sondern auch am Acker interessant. So werden die in vergangenen Jahren gesteigerten Verbrauchszahlen weiter zunehmen und bringen somit für den Ackerbau eine willkommene Ergänzung im Spektrum der Kulturarten. Besonders im Hinblick auf die sich stark ändernden Klimabedingungen sind diese sehr genügsamen Arten immer öfter die richtige Wahl. Hohe Temperaturen und Zeiträume mit wenig verfügbarem Bodenwasser können ihnen weniger anhaben als anderen Kulturen.
Mehr Aufmerksamkeit auch bei Vermarktung
Nicht nur als eine willkommene Erweiterung der Fruchtfolge, sondern besonders auch als wirtschaftlich sehr interessante Alternative sind hier viele Arten zu sehen. Alle Kulturen eint, dass sie eine spezielle Behandlung und mehr Aufmerksamkeit benötigen. Bereits vor dem Anbau muss man sich im Gegensatz zu bekannten Hauptkulturen Gedanken machen, wie man diese verwerten und vermarkten kann, aber auch wie die Reinigung und vor allen Dingen eine Sortierung von statten gehen wird. Hier ist oft Eigeninitiative gefragt. Etliche Kulturen können nur als Gemenge sinnvoll angebaut werden. Weiters gelten durch die Verwendung als Speisekultur höhere Ansprüche an die Ernteware im Vergleich zur Produktion von Futtermitteln.
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Aufbereitung und Verwertung müssen vor dem Anbau geklärt werden.
Bei Linsen ist Unterstützung Pflicht
Linsen eignen sich gut zum Einstieg in das Segment. Sie erfordern durch ihr zartes Wuchsbild eine Stützfrucht. Neben den Sommergetreidearten Hafer und Gerste ist auch Leindotter gut tauglich. Während Linse in voller Saatstärke im zeitigen Frühjahr in Drillsaat gesät wird, hat der zeitgleich ausgebrachte Mischungspartner nur 25-30 Prozent der Reinsaatstärke. Linse ist eine sehr gut deckende Kultur, daher reicht meist ein Striegeldurchgang aus. In manchen Jahren sowie bei geringem Unkrautdruck auf der Fläche geht es sogar ganz ohne.
Die Herausforderungen steigen aber zur Ernte an. Sich schnell öffnende Hülsen bergen das Risiko von Ausfall bei ungünstiger Witterung und erfordern eine rasche Reaktion. Untermauert durch aktuelle Versuchsergebnisse des Bio-Instituts zeigt sich hier die Wirksamkeit des Schwaddruschs. Nach nur einem Tag Trocknung wurden signifikant höhere Linsenerträge verzeichnet im Vergleich zum bekannten Verfahren mit einer Durchfahrt bei der Ernte. Grundsätzlich lässt sich mit Linsen ein guter Ertrag erzielen. Mit knapp 1.500 Kilogramm pro Hektar in den Versuchen ist dieser für eine kleinkörnige Leguminose sehr nennenswert. In ähnlicher Ertragshöhe wird dann auch noch der Gemengepartner im Falle von Getreide geerntet. Speiseleguminosen sind grundsätzlich auf Böden mit geringerer Bonität besser platziert, da zu starkes Wachstum der Grünmasse die Abreife verzögert und auch die Standfestigkeit darunter leidet.
Trockenbohne mit Soja vergleichbar
Ebenfalls sehr interessant als neue Kultur sind Trockenbohnen. Die reif geerntete Buschbohne ist in der Kulturführung von Anbau bis Ernte der Sojabohne sehr ähnlich. Trotz eines sehr umfangreichen und wortwörtlich bunten Sortenspektrums ist die Nachfrage nur nach schwarzen, weißen und roten Bohnen sowie sogenannter Borlottibohnen nennenswert. Ertraglich reicht das Niveau von circa 2.000 bis 3.500 Kilogramm je Hektar. Sie sind unkompliziert im Anbau und werden als Hackkultur geführt. Die Ernte ist hier mit Bedacht durchzuführen, da die Bohnen bei zu geringem Wassergehalt schnell brechen können. Leicht feuchte Bedingungen bei der Ernte sowie sachtes Einstellen des Dreschwerks und der Reinigung sind hier das Maß der Dinge.
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Trockenbohnen werden als Hackfrucht geführt und gelten als unkompliziert.
Kichererbsen für trockene Lagen
Bei den stark nachgefragten Kichererbsen stellt sich die Lage etwas differenzierter dar, da die Anfälligkeit auf Feuchte ab der Blüte und speziell in der Reifephase sehr ausgeprägt ist. Sie eignet sich daher eher für trockene Standorte und kommt auch mit sehr wenig Wasser zurecht, benötigt aber entsprechend Wärme. Hier wird aktuell an passenden Sorten geforscht. Die Erträge liegen hier bei knapp unter circa 1.000 bis 1.500 Kilogramm je Hektar. In Summe gesehen sind Kichererbsen zwar eine interessante Kultur, sie sind jedoch etwas diffizil und abseits des Trockengebiets kann es immer wieder Jahre geben, wo man vor einem Totalausfall nicht gefeit ist. Dies erweist sich spätestens im Zeitraum der Abreife, wo ungünstige Witterungsbedingungen einen Strich durch die Rechnung machen können.
Selbstverträgliche Platterbsen
An Bedeutung – abgesehen vom Einsatz in Zwischenfrüchten – gewinnen gerade Platterbsen. Sie weisen eine sehr lange Wuchshöhe auf. Daher benötigt sie trotz teilweise rankender Ausprägung ebenso wie die Linse einen Stützpartner, im besten Fall hochwachsende Getreidesorten wie Hafer. Große Pluspunkte sind der geringe Wasserbedarf und die seltene Eigenschaft der Selbstverträglichkeit unter den Leguminosen. Hier wird in aktuellen Versuchen des Bio-Instituts gerade an idealen Mischungsverhältnissen und Partnern geforscht.
Ackerbohne: Bitte warten
Auch Ackerbohnen sind zu Speisezwecken einsetzbar, diese Entwicklung steht jedoch noch am Beginn, obwohl zu früheren Zeiten auch dies gang und gäbe war. Besonders geeignet sind vicin/convicinarme Sorten beziehungsweise spielt die sensorische Eignung des Geschmacks eine wichtige Rolle. Daneben gibt es noch die sehr ähnliche Puffbohne.
Fazit
Selbst wenn man Entschlossenheit dafür benötigt in diese Kulturen einzusteigen, es lohnt sich allemal. Eine aktuelle Berechnung der möglichen Deckungsbeiträge bei Linsen mit den angeführten Erträgen zeigt hier hohes Potential. Zumal hier mit vorhandener Technik im Ackerbaubetrieb ohne großen Aufwand am Feld eine neue Kultur etabliert werden kann. In herausfordernden Zeiten wie derzeit, hat man daher Alternativen am Acker, Stickstoffsammler zur Düngereinsparung, neue Einkommensmöglichkeiten und nicht zuletzt klimafitte Kulturen zur Verfügung.
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