Der Niederösterreichische Bauernbund zieht derzeit mit seiner traditionellen Bezirkstour durch das Land. In 63 Diskussionsrunden werden agrarpolitische Herausforderungen erörtert. Im Mittelpunkt stehen dabei die Zukunft der bäuerlichen Familienbetriebe, Preisentwicklungen, EU-Rahmenbedingungen sowie Fragen der Versorgungssicherheit.
Ein zentrales Anliegen ist die Forderung nach einheitlichen und praxistauglichen Regelungen im Pflanzenschutz. Kritik kommt vor allem daran, dass manche Mittel in Österreich verboten, im benachbarten Deutschland jedoch erlaubt sind. Der Bauernbund plädiert zudem dafür, Zulassungen künftig „bis auf Widerruf“ statt befristet zu vergeben. Bei Gesprächen in Brüssel erhofft sich die Bauernbundspitze nun einen Fortschritt.
Europäische Ebene im Fokus
Auf EU-Ebene spielen heuer mehrere Themen eine besonders wichtige Rolle. Dazu zählt die Gründung des Europäischen Bauernbundes, dessen Präsident Alexander Bernhuber ist.
Die Wertschöpfung muss bei den bäuerlichen Betrieben ankommen.
Georg Strasser
Ebenso im Blickfeld stehen die Entwaldungsverordnung, Regelungen im Pflanzenschutz sowie das künftige EU-Agrarbudget. Diese Bereiche beeinflussen nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch die Bürokratiebelastung der landwirtschaftlichen Betriebe. Der Bauernbund warnt davor, dass unterschiedliche Standards und aufwendige Dokumentationspflichten den bäuerlichen Alltag zunehmend erschweren.
Preisdruck auf Familienbetriebe
Viele Betriebe geraten derzeit durch gestiegene Energie-, Futter- und Betriebsmittelkosten unter wirtschaftlichen Druck. Gleichzeitig stagnieren oder sinken die Erzeugerpreise, während Importware aus Ländern mit niedrigeren Produktionsauflagen zusätzlich Wettbewerb erzeugt. Besonders deutlich wird der geringe Anteil der Landwirtschaft am Regalpreis: Beim 18,50-Euro-Schweineschnitzel landen lediglich 50 Cent beim Bauern, bei einem Kilogramm Erdäpfeln 20 Cent und bei einer Semmel ein Cent.
Für Bauernbund-Präsident und Nationalrat Georg Strasser ist daher klar: „Die Wertschöpfung muss bei den bäuerlichen Betrieben ankommen. Es braucht faire Preise, Herkunftskennzeichnung und europäische Standards, die auch gegenüber Drittstaat-Importen durchgesetzt werden. Nur so bleiben bäuerliche Betriebe wirtschaftlich stabil, investieren weiter und schaffen Versorgungssicherheit. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die Leistung belohnen und unseren Bäuerinnen und Bauern Planungssicherheit geben.“
Politik mit Nähe zur Basis
Strasser, der bundesweit an Bauernbundkonferenzen teilnimmt, hob dieser Tage in Ottenthal am Wagram die besondere Arbeitsweise des Bauernbundes hervor: „Wir sind die einzigen, die noch von Haus zu Haus gehen. Wir holen uns Arbeitsaufträge ab, wir verschicken keine Lastschriften. Das persönliche Gespräch ist das wichtigste Stimmungsbarometer im Land. So machen wir im Bauernbund Politik. Und genau das macht uns zur starken Kraft im ländlichen Raum.“
Wir sind die einzigen, die noch von Haus zu Haus gehen. Wir holen uns Arbeitsaufträge ab, wir verschicken keine Lastschriften.
Georg Strasser
Mit der laufenden Bezirkstour will der Bauernbund nicht nur informieren, sondern auch Anliegen aus der Praxis sammeln. Die Erwartungen an die europäische und nationale Agrarpolitik seien hoch, ebenso der Druck auf die Familienbetriebe.
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