Im Tiroler Bezirk Kufstein, an der Einmündung des von Süden kommendem Brixentales in das untere Inntal, liegt die Stadt Wörgl. Sie zählt knapp 14.500 Einwohner und ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Inntal. Im Herzen der Stadt, umgeben von Hochhäusern und Geschäften, steht der Unterkrumbacherhof und bringt vor allem für Ortsfremde eine etwas kuriose, aber auch ansprechende Abwechslung in das ansonsten unauffällige Stadtbild.
Dabei hat sich der Unterkrumbacherhof seinen Platz mitten in der Stadt redlich verdient: Immerhin belegt eine Urkunde, dass der Hof bereits 1480 bestand. Durch die verkehrsgeographisch günstige Lage lässt sich in und rund um Wörgl eine rund 3000-jährige Siedlungskontinuität beobachten. Neben bronzezeitlichen Einzelfunden belegen das vor allem auf eine entsprechende Siedlung hinweisende Urnengräber von ca. 800 v. Chr. Die Flurbegrenzungen verweisen auf planmäßige landwirtschaftliche Nutzung seit über 1700 Jahren.
Laut dem „Wörgler Heimatbuch“ wird Wörgl jedenfalls im Jahre 1416 als „dorff“ bezeichnet, das stark durch Landwirtschaft dominiert wurde. Die Erhebung zur Marktgemeinde erfolgt im Jahr 1911. Vierzig Jahre später erfolgt die nächste Rangerhöhung, als der Tiroler Landtag den Beschluss fasst, Wörgl kraft Landgesetz vom 16. Februar 1951 zur Stadt zu erheben. Die Stadt ist also rund um den bereits länger bestehenden Unterkrumbacherhof herumgewachsen, und so bewirtschaftet Familie Egger ihren Betrieb heute in urbaner Umgebung.
Unterkrumbacherhof 1913
Diese Foto dürfte in den 1970ern, vor 1976 entstanden sein. Exakt ist das heute nicht mehr nachzuvollziehen.
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Mobiler Hühnerstall
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Blick hinter den Hof auf umliegende Wohnhäuser
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Insgesamt 280 Hühner sorgen für frische Eier im Hofladen.
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Viehtrieb durch die Stadt
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25 Stück Fleckvieh nennen den Unterkrumbacherhof ihr Zuhause.
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Unterkrumbacherhof auf einer Postkarte vom September 1914
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Unterkrumbacherhof heute
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Blick in den Hofladen
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Unterkrumbacherhof heute
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Viehtrieb durch die Stadt
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Viehtrieb durch die Stadt
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Vom 18. ins 21. Jahrhundert
Nachvollziehen lässt sich die Geschichte des Hofes auch aufgrund des Theresianischen Katasters von 1775/77, ein umfangreicher Steuerkataster, in dem pro Gerichtsbezirk die Grundstücke durchnummeriert und einem Besitzer zugeordnet wurden. „Ein Haus bezeichnet mit Nr. 48, Kat. Nr. 63, samt einen Backofen, Badstubens und Stadels-Gerechtigkeit“, heißt es darin, 1480 sei der vermerkte Lederer zu Wergel auf diesem Gut gesessen.
Nach zahlreichen Verkäufen gelangt das ansehnliche Gut 1799 in den Besitz der Familie Egger, die laut Heimatbuch viele bedeutsame Männer im Wörgler Gesellschaftsleben stellte. Im August 2004 wird der Unterkrumbacherhof zum Erbhof ernannt. Da bereits 1842 eine Villa rustica (Landhaus) aus der Römerzeit aufgefunden wurde, ist der Hof als archäologische Zone ausgewiesen, in deren Bereich 1950 weitere Forschungen unternommen wurden.
Nach einem Schicksalsschlag bewirtschaftet Monika Egger mit den Söhnen Andreas, David, Michael und Josef, der siebten Generation am Hof, den Milchviehbetrieb im Nebenerwerb. Etwa 25 Stück Fleckvieh sind heute am Hof, davon zurzeit zwölf Melkkühe. Die besondere Lage ist für Monika Egger längst zur Gewohnheit geworden: „So ist eben unser eigener Betrieb aufgestellt. Da wächst man hinein. Es hat schon fast genauso ausgesehen, als ich vor 19 Jahren aus der Wildschönau hierhergekommen bin. Auszusiedeln war für uns aber nie ein Thema.“
Ein Teil der Stadt
Auf die Sommerfrische auf der Alm müssen die Stadtkühe von Familie Egger trotzdem nicht verzichten. Für die Kühe geht aus den Wörgler Hausberg, die Möslalm, Jungvieh und Kalbinnen können den Sommer auf der Norderbergalm in Niederau verbringen. Interessant wird es von Ende September bis Oktober, wenn die Tiere von der Alm zurückkehren.
Da die Felder von Familie Egger etwas verstreut liegen, bedeutet das einen etwa 20-minütigen Viehtrieb durch Stadtgebiet. „Die Kühe wissen wohin, aber natürlich ist das ein eher seltener Anblick und auch der Verkehr wird dadurch etwas entschleunigt. Aber eigentlich findet das durchaus Anklang und Gefallen bei den Einwohnern“, weiß Monika.
Die Milch wird zum Teil selbst verarbeitet und findet unter anderem als Graukäse, Butter und Naturjoghurt ihren Weg in den eigenen Hofladen. Der Heumilchkäse "Rustika", eine Art Tilsiter, reift im Gewölbekeller bei idealen Bedingungen heran. Der nahe gelegene Obstanger liefert Früchte für selbstgebrannten Schnaps. 280 Hühner ergänzen das Angebot im Hofladen mit frischen Eiern. 230 befinden sich im mobilen Hühnerstall, 50 sind am Unterkrumbacherhof zu Hause.
Deshalb wundert sich in der Nähe auch niemand, wenn man auf dem Gehsteig einem einsamen Huhn auf Stadtspaziergang begegnet. Dass das auch in Zukunft so bleibt, dafür sorgt bereits Andreas Egger: „Die Abläufe sind klar und wir werden versuchen, den Hof mit so viel Herzblut und Leidenschaft weiterzuführen, wie es uns von unseren Vorfahren in die Wiege gelegt wurde. Für die Zukunft ist die Familie Egger jedenfalls positiv gestimmt.“
Betriebsspiegel
Monika Egger bewirtschaftet mit den Söhnen Andreas, David, Michael und Josef den Unterkrumbacherhof in Wörgl im Nebenerwerb. Am Erbhof sind 25 Stück Fleckvieh, davon 12 Melkkühe. Im Hofladen wird ein vielfältiger Mix aus verschiedenen Milchprodukten, Kräutern und Gewürzen, Cremes und Tinkturen sowie Säften und auch Likören verkauft. Aufgrund der historisch gewachsenen Strukturen sind die Felder der Familie verstreut, was zeitweise einen Viehtrieb durch Stadtgebiet nötig macht.
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