Heuer endlich wieder eine gute Obsternte

Mit Hagelnetzen, Tröpfchenbewässerung und Frostberegnung hat Familie Reiter ihren Obstbaubetrieb so gut es geht zukunftsfit aufgestellt. Auch der eigene Selbstbedienungshofladen läuft sehr erfolgreich.

Reiter Apfelanlage voll

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Die Freude ist Ursula und Thomas Reiter aus dem oststeirischen Gleisdorf ins Gesicht geschrieben. „Heuer steht eine Super-Ernte ins Haus, unsere Arbeit wird damit auch honoriert“, sagt der Obstbauer. Das war im vergangenen Jahrzehnt selten der Fall. In den Jahren 2016, 2017 und 2024 gab es in den steirischen Obstanbaugebieten katastrophale Ausfälle durch Spätfröste. Auch in den Jahren 2020, 2021 und 2023 blieben die Erntemengen weit unter dem Durchschnitt.

Teich als Lebensversicherung

„Ab dem Jahr 2014 investierten wir in die Tröpfchenbewässerung und später auch in die Frostberegnung, um unseren Betrieb abzusichern“, berichtet der 50-jährige Landwirt. Heute steht das Stein- und Kernobst größtenteils unter Netz und wird bewässert. Das Herzstück ist der eigene Teich mit einem Fassungsvermögen von 20.000 m3. Um das Wasser von dort in die Anlage transportieren zu können, steht ein Dieselaggregat mit einer 230-KW-Pumpe zur Verfügung. Eine Hauptleitung führt zum Verteiler und von dort geht das Wasser in die einzelnen Anlagen. „Wenn der Teich voll ist, könnten wir mit dem Beregnen einige Frostnächte überstehen“, lässt Reiter wissen und merkt an: „Meine Eltern und Großeltern haben nie mit Spätfrösten zu kämpfen gehabt, aber uns hat der Frost 2016 erstmals voll erwischt.“

Er und seine Gattin Ursula – sie ist auch Bezirksbäuerin von Weiz und Obfrau des Maschinenrings Oststeiermark – haben den Betrieb in Hohenberg im Jahr 2010 übernommen. Vorher sammelte Thomas Reiter berufliche Erfahrungen in außerlandwirtschaftlichen Gefilden und war zuerst im Gastronomiebereich (McDonalds) und dann zehn Jahre im Handel (Billa-Feinkost) tätig.

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Thomas Reiter ist in der Stadtgemeinde Gleisdorf auch Stadtrat und Bauernbund-Obmann.

Breites Sortiment

Heute umfasst der Betrieb den Anbau eines breiten Obstarten-Sortiments (Apfel, Holunder, Birne, Pfirsich, Kirsche, Zwetschke, Nektarine). „Allein beim Apfel haben wir 13 verschiedene Sorten“, macht er aufmerksam. „Unsere Hauptsorten sind Gala und die beiden Clubsorten Evelina und Kanzi. Anfang August haben wir mit der Gala-Apfelernte begonnen. Ende August haben wir die letzten Pfirsiche geerntet. Anfang September ging es mit der Ernte beim Holunder und bei der Birne weiter. Jetzt stecken wir mittendrin in der Apfelernte. Uns unterstützen dabei einige Erntehelfer aus Rumänien“, informiert der Gleisdorfer.

Ab dem Jahr 2014 investierten wir in die Tröpfchenbewässerung und später auch in die Frostberegnung, um unseren Betrieb abzusichern.

Thomas Reiter

Versuch mit Speisetrauben

Im Jahr 2014 pflanzte Familie Reiter auch Speisetrauben aus. „Sie waren wunderbar, aber der Konsument griff lieber zur billigeren italienischen Ware. Und mit dem vom Handel diktierten Preis konnten wir nicht mittun. So machten wir ein Ende mit Schrecken und rodeten die Anlage“, blickt Ursula Reiter wehmütig zurück.

Letztendlich waren die Speisetrauben aber mit ein Grund, dass man damals in die Direktvermarktung einstieg. „Nach dem Tod eines Obstbauern übernahmen wir dessen Kundenstock in der Hotellerie und Gastronomie und beliefern diese seither vor allem mit Fruchtsäften. Zudem eröffneten wir einen 24-Stunden-SB-Laden“, sagt die Bäuerin. Dieses „Hofstandl“ wurde 2020 neu errichtet und wartet mit einer sehr breit aufgestellten Produktpalette auf. „Alles, was wir hier verkaufen, kommt aus dem Bezirk, ist somit regional und saisonal. Für unsere Kunden hat das den Vorteil, dass sie rund um die Uhr, sieben Tage die Woche hier einkaufen können.“ Schon bald werden auch Christbäume dazukommen. „Wir haben zwei Kinder, und unser 15-jähriger Sohn Adam betreut selbst schon eine

eigene Christbaumkultur. Ich helfe ihm dabei. Jedes Jahr pflanzen wir einige hundert Christbäume“, erzählt Thomas Reiter. Er ist auch in der Öffentlichkeit tätig. Als Stadtrat in Gleisdorf leitet er den Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Energie und Klimaschutz. „Unser derzeit größtes Projekt ist die Umsetzung der Klimaschutzpläne in Gleisdorf mit CO2-Einsparung und Fernwärmeausbau“, lässt er wissen.

Ursula Reiter ist bei der Obsternte voll im Einsatz und auch in der steirischen Bäuerinnenorganisation tätig.

Reiter Ursula mit Stapler

Der Hofladen von Familie Reiter.

Der Hofladen von Familie Reiter

Obstland Steiermark

Familie Reiter zählt in der Grünen Mark zu den derzeit rund 900 Apfelbauern. Diese kultivieren auf 4.750 Hektar steirische Äpfel. In ganz Österreich werden aktuell 6.400 Hektar Äpfel produziert. Die Obstbaufläche macht in der Steiermark insgesamt 7.900 Hektar aus. Mit 600 Hektar nimmt dabei der Holunder Platz zwei ein. Dahinter folgen Birne (400 ha), Aronia (230 ha) und Zwetschke (160 ha).

Betriebsspiegel

Thomas und Ursula Reiter, Gleisdorf (Steiermark), Vielfältige Obstanlage (Apfel, Pfirsich, Kirsche, Zwetschke, Nektarine, Holunder), 24-Stunden-SB-Laden „Hofstandl“, www.obstbau-reiter.at