Die Wiesen rund um den Mesnerbauer in Lamprechtshausen, mitten im Salzburger Flachgau gelegen, sind immer noch sattgrün. Die Sonne steht an diesem wunderschönen Herbsttag hoch am Himmel. Unterbrochen wird das Grün von einer Herde Schafe. Während die Muttertiere grasen, laufen die etwa eine Woche alten Lämmer übermütig hin und her. In den vergangenen zwei Wochen hatten Johanna und Martin Strasser keine ruhigen Nächte. Sie führen den Mesnerbauer-Hof seit 2010. Und im Oktober ist hier mit der Ablammzeit Hochbetrieb. Etwa die Hälfte der rund hundert trächtigen Milchschafe hat bereits gelammt. „Da muss man ständig da sein. Aber wenn man sieht, dass es den Tieren gut geht, ist die ganze Arbeit vergessen“, erzählen die Strassers, die den Betrieb gemeinsam mit ihren drei Kindern bewirtschaften.
Von der Kuh- zur Schafmilch
Im Jahr 2015 holte das Paar die ersten Lacaune-Schafe auf den bis dahin von ihnen als Bio-Milchviehbetrieb geführten Hof. „Als wir den Hof übernahmen, haben wir uns bewusst Zeit genommen, um zu entscheiden, in welcher Form wir ihn weiterführen wollen“, erzählen der gelernte Zimmerer und die Medizintechnikerin. „Uns war bewusst, dass wir den Stall neu bauen müssen und daher haben wir uns viele unterschiedliche Betriebe angesehen. Dabei war uns immer wichtig, dass wir die Arbeit zu zweit stemmen können und dass die Investitions- und Betriebskosten in einem für uns überschaubaren Rahmen bleiben.“ Bei beiden Kriterien konnte die Schafhaltung punkten. Mit viel persönlichem Einsatz und der Hilfe der Familie wurde der Stall für die Milchschafe umgebaut. Mittlerweile leben rund 150 Tiere der Rasse Lacaune am Hof. Sie werden ganzjährig auf einer Kurzrasenweide gehalten. Das Heu für die Winterfütterung wird auf den eigenen Wiesen geerntet.
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Die Lacaune-Schafe sind genügsam und sympathisch.
Besonderes Lebensmittel
Wenn man von Milch spricht, denken die meisten Menschen an Kuhmilch. Diese macht weltweit 90 Prozent der Produktion aus. Dabei unterscheidet sie sich nicht nur geschmacklich, sondern auch aufgrund der Inhaltsstoffe von Schafmilch. Diese hat mit einem Anteil von 5,2 Prozent einen deutlich höheren Eiweißgehalt als Kuhmilch. Durch den höheren Fettgehalt ist sie auch kalorienreicher. Außerdem enthält sie unter allen Milchsorten den höchsten Anteil an essenziellen Fettsäuren und ist sehr reich an den Vitaminen B2, B6, B12, B13, C, Niacin und vor allem an Kalzium.
"Wir wollten immer genau so viele Schafe, wie wir auch mit unseren Flächen versorgen können. Wir haben bewusst gesagt, das ist genug."
Johanna Strasser
Milchproduktion läuft wieder an
Familie Strasser liefert 95 Prozent ihrer Bio-Heumilch an die Molkerei Leeb in Oberösterreich. Der Rest dient dem Eigenbedarf oder wird direkt vermarktet – als Käse, Joghurt, Topfenaufstrich oder zu Ostern auch als Butter. Verkauft wird direkt ab Hof und bei der Nußdorfer Schrona, einem von acht Jungbauern initiierten Bauernmarkt, der viermal im Jahr stattfindet.
„Als wir angefangen haben, unsere Produkte zu verkaufen, mussten wir viele Kunden erst vom guten Geschmack der Schafmilch überzeugen. Viele haben befürchtet, dass es ‚schafelt‘“, erinnert sich Johanna Strasser. Heute ist sie stolz auf den Erfolg ihrer Produkte – die Stammkundschaft gibt ihr recht. Und was schmeckt ihnen selbst am Besten? „Johannas Joghurt“, weiß Martin Strasser, der jetzt lange auf diesen Genuss verzichten musste. Gerade vor zwei Wochen hat die Familie wieder mit dem Melken ihrer Herde begonnen und Johanna das erste Joghurt produziert. Zwei Monate im Jahr steht die Herde trocken. „Die meisten Betriebe stellen im Herbst trocken, und daher haben wir gemeinsam mit der Molkerei beschlossen, diese Zeit in den Sommer zu legen. Im August und September wird auf dem Hof nicht gemolken, erst im Herbst beginnen wir wieder damit“, so Strasser.
Eine Nische mit Potenzial
Die Betriebsstrukturen der Schaf- und Ziegenmilchbetriebe in Österreich haben sich in den letzten Jahrzehnten von sehr kleinen Betrieben in Richtung größere Betriebe, sowohl im Neben- als auch im Vollerwerb, entwickelt. Im Jahr 2023 wurden etwa 11.300 Tonnen Schafmilch von Österreichs Milchbetrieben produziert. Von den insgesamt 402.345 Schafen in Österreich sind dabei rund sechs Prozent Milchschafe. Die Schaf- und Ziegenmilch machen in Österreich aber dennoch nur einen kleinen Anteil an der Gesamtmilchproduktion aus – laut Österreichischem Bundesverband für Schafe und Ziegen (ÖBSZ) rund 0,3 bzw. 0,7 Prozent.
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Im Melkkarussell werden 24 Schafe zugleich gemolken.
Hoher Grad an Eigenversorgung
Eine bewusste Entscheidung haben die Strassers bezüglich ihrer Betriebsgröße getroffen: „Wir wollten immer genau so viele Schafe, wie wir auch mit unseren Flächen versorgen können. Wir haben bewusst gesagt: ‚Das ist genug‘. Durch unseren hohen Grad an Eigenversorgung halten sich unsere Kosten auch in Grenzen und wir sind nicht zu stark von Preissteigerungen abhängig“, informiert Strasser. Auch das Melkkarussell, das über 24 Plätze verfügt, erleichtert den Alltag der Familie erheblich. „Die Schafe nutzen es gerne, und für uns ist es eine enorme Arbeitserleichterung – egal ob bei der Klauenpflege, bei Blutabnahmen oder beim Sortieren der Herde.“
Lacaune - genügsam und sympathisch
Die französische Milchschafrasse Lacaune passt perfekt in den Betrieb der Strassers: robust, fleißig und mit hervorragender Milchleistung. Die Tiere sind das ganze Jahr über draußen, bekommen Heu und nur wenig Kraftfutter. „Wir haben gezielt auf Inhaltsstoffe gezüchtet“, sagt die Betriebsleiterin, die stolz auf das Ergebnis ist: „Unser Jahresdurchschnitt liegt bei über sieben Prozent Fett.“ Auch die Weidehaltung funktioniert gut. Parasiten seien kaum ein Thema – dank der Kurzrasenweide und der konsequenten Pflege. Bei Familie Strasser spürt man die Leidenschaft und Liebe für ihre Tiere. Trotz der 150 Schafe kennt man den Charakter jedes einzelnen Tieres. Und der unvergesslichste Moment auf ihrem Weg hin zu Schafbauern? „Als das erste Lamm geboren wurde und Martin Strasser sein Blöken hörte, während er – noch im alten Stall - die Kühe gemolken hat.
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Die Lacaune-Herde der Familie Strasser lammt – anders als in der Schafmilchproduktion üblich – im Herbst.
Betriebsspiegel:
Johanna und Martin Strasser produzieren in Lamprechtshausen (Salzburg) Bio-Heumilch vom Schaf. Gehalten werden 150 Milchschafe bei 20 Hektar bewirtschaftetem Grünland. Davon werden vier Hektar als Kurzrasenweide genutzt. Die Schafe haben ganzjährig Weidegang. Gemolken wird von Oktober bis Juli.
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