Am internationalen Weltbodentag (5. Dezember) wird jährlich ein Zeichen für die Bedeutung der natürlichen Ressource Boden gesetzt. Pünktlich zum Aktionstag präsentiert das Landwirtschaftsministerium in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) ein neues Flächen-Monitoring. Dabei geht es vor allem um die Flächeninanspruchnahme und die Versiegelung Österreichs. Alle relevanten und regelmäßig aktualisierten öffentlichen Verwaltungsdaten von Bund und Ländern zur Bodenbedeckung und Landnutzung wurden miteinbezogen und raumbezogen zusammengeführt. Raumplaner Peter Görgl, Autor des Berichts, betont, dass das Monitoring vor allem zwei zentrale Fragen beantwortet: Wie viel Fläche wird verbraucht und wo passiert das? Erst auf Basis dieser Daten könne über Ursachen und Lösungen diskutiert werden. Nun soll dieser Bericht im Drei-Jahreszyklus erweitert werden.
Unterschied Flächeninanspruchnahme und Versiegelung
Eine Flächeninanspruchnahme ist die Verbauung der Flächen, die nicht mehr für beispielsweise Landwirtschaft oder Forstwirtschaft zur Verfügung stehen.
Versiegelung betrifft ausschließlich Flächen, die durchgehend mit einer wasser- und luftundurchlässigen Schicht abgedeckt sind. Da die Versiegelung fast immer mit baulichen Nutzungen einhergeht, sind versiegelte Flächen ein wesentlicher Teil der Flächeninanspruchnahme.
Von 10,9 auf 6,5 Hektar pro Tag gesunken
Im Monitoringzyklus von 2022 bis 2025 zeigt sich zunächst eine deutliche Reduktion der Flächeninanspruchnahme: Im Durchschnitt wurden in dieser Zeit 6,5 Hektar pro Tag neu in Anspruch genommen. Damit ist der tägliche Verlust von land- und forstwirtschaftlich nutzbaren Flächen im Vergleich zu früheren Perioden gesunken. 2019 bis 2022 lag der Wert bei 10,9 Hektar pro Tag, 2016 bis 2019 bei zwölf Hektar.
Die Gesamtfläche, die 2025 in Anspruch genommen ist, beträgt 5.681 Quadratkilometer. Dies entspricht 6,8 Prozent der Landesfläche und 17,4 Prozent des Dauersiedlungsraums, also jenem Bereich, der grundsätzlich für Landwirtschaft, Siedlung und Verkehr nutzbar ist. Haupttreiber der Flächeninanspruchnahme sind weiterhin Siedlungsflächen innerhalb der Baulandwidmung (49,2 %) und Verkehrsflächen (30,4 %). Energieflächen wie Photovoltaik und Windkraftanlagen machen aktuell nur einen sehr geringen Anteil von 0,2 Prozent aus.
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Um landwirtschaftliche Nutzflächen langfristig abzusichern, setzen mehrere Bundesländer auf landwirtschaftliche Vorrangzonen. Diese geben Gemeinden klare Vorgaben bei Widmungen und schützen Flächen vor Verbauung. In Niederösterreich, im Burgenland, in Tirol und der Steiermark sind bereits 416.000 Hektar als solche Vorrangzonen ausgewiesen. Tirol gilt dabei seit den 1990er-Jahren als Vorreiter.
Versiegelungsdaten mit Verzögerung
Aufgrund des dreijährigen Zyklus der Bund-Bundesländer-Orthofotokooperation und nachgelagerter Auswertungen liegen Versiegelungsdaten mit etwa zwei Jahren Verzögerung vor. Im Jahr 2025 erscheinen daher aktualisierte Werte für 2022. Von den in Anspruch genommenen Flächen sind durchschnittlich 52,8 Prozent vollständig versiegelt, das entspricht 2.907 Quadratkilometern im Jahr 2022. Das betraf 9,1 Prozent des Dauersiedlungsraums und 3,5 Prozent der Gesamtfläche Österreichs. Die Anteile bei Siedlungen, Verkehr und anderen Nutzungen bleiben stabil, sodass sich der Versiegelungsgrad künftig ähnlich entwickeln dürfte.
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Auch Baulandreserven rückgängig
Baulandreserven sind als Bauland gewidmete, aber noch nicht mit einem Hauptgebäude bebaute Grundstücke. Die ÖROK-Daten zeigen auch einen Rückgang der Baulandreserven, trotz des Bevölkerungswachstums von 218.000 Personen. Zwischen 2022 und 2025 wurden 4.819 Hektar neu bebaut, während 2.474 Hektar neu gewidmet wurden. Die verbleibenden Baulandreserven sanken somit von 20,5 Prozent auf 19,6 Prozent. „Der klar positive Trend bei der Flächeninanspruchnahme ist erfreulich und wir sehen, dass die Maßnahmen für einen sparsameren Umgang mit unserem Boden wirken“, äußert sich Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. Die Nutzung vorhandener Baulandreserven kann dazu beitragen, neue Flächeninanspruchnahme zu vermeiden. Insbesondere in zentralen Lagen ermögliche sie eine effizientere Nutzung bestehender Infrastruktur beziehungsweise Raum für Freiflächen.
„Der klar positive Trend bei der Flächeninanspruchnahme ist erfreulich und wir sehen, dass die Maßnahmen für einen sparsameren Umgang mit unserem Boden wirken.“
Norbert Totschnig
Bodenerosion als Herausforderung
Parallel zum Flächenverbrauch bleibt die Bodenerosion auf landwirtschaftlichen Flächen ein bedeutendes Problem. Pro Hektar gehen durchschnittlich rund sechs Tonnen fruchtbarer Boden pro Jahr durch Wassererosion verloren. Extremwetterereignisse wie Starkregen und längere Trockenperioden verschärfen das Risiko weiter und wirken sich negativ auf Fruchtbarkeit, Nährstoffgehalt und Wasserqualität aus.
Im Zuge des Österreichischen Agarumweltprogramms (ÖPUL) wird mit gezielten Maßnahmen reagiert:
• Mulchsaat auf 150.000 ha Ackerfläche
• Direkt- und Untersaaten auf 10.000 ha
• Querdämme auf 10.000 ha Kartoffelflächen
• Zwischenfrüchte auf 270.000 ha für ganzjährige Bodenbedeckung
• „System Immergrün“ auf 226.000 ha
• Begrünung von Zwischenreihen in Dauerkulturen auf etwa 35.000 ha
Zusätzlich schreibt der GLÖZ-5-Standard Schutzmaßnahmen auf erosionsgefährdeten Flächen verpflichtend vor. Dazu gehören Begrünungsstreifen am Feldrand, Querstreifen oder Anbau quer zum Hang bei Flächen mit mehr als zehn Prozent Hangneigung. Diese Maßnahmen haben laut Untersuchungen des Bundesamts für Wasserwirtschaft das Potenzial, den Bodenabtrag deutlich zu reduzieren.
Weitere Ziele des Monitorings
Das Regierungsprogramm sieht vor, den Bodenverbrauch langfristig auf 2,5 Hektar pro Tag zu senken. Österreich liegt heute im europäischen Mittelfeld und damit zwar nicht im Schlussfeld, dennoch ist weiterer Handlungsbedarf gegeben. ÖROK-Geschäftsführer Markus McDowell betont deshalb die laufende Weiterentwicklung des Monitorings. Des Weiteren sind die Stärkung der Ortskerne, Maßnahmen gegen Zersiedelung, die Ausrichtung landwirtschaftlicher Vorrangzonen und Bewusstseinsarbeit zur Bodennutzung als Schwerpunkte festgelegt.
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