Traubeneiche

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Wald mit Zukunft: Eichen als Klimagewinner

Die Eichen werden durch die steigenden Temperaturen auf vielen Standorten profitieren. Vor allem in den tieferen Lagen unter 600 Meter Seehöhe.

Auf sehr schweren Böden sind die Eichen unverzichtbar. Aber auch in mittleren Seehöhen bekommen sie als Mischbaumarten immer mehr Relevanz – da sie im Vergleich zu vielen Edellaubbaumarten auf trockenen und nährstoffärmeren Standorten meist mehr leisten können.

Natürliche Verbreitung heimischer Eichen

Von den heimischen Eichen ist die Stieleiche in der natürlichen Verbreitung deutlich häufiger als die Traubeneiche. Sie ist die Eiche der schweren Böden (Eichenzwangsstandorte) und der Auwälder. Die Traubeneiche ist hierzulande seltener. Natürliche Vorkommen sind an den trockenen Steilhängen zur Donau und entlang der Mühlviertler Zubringerflüsse zu finden. Es gibt auch gemischte Bestände, wo beide Arten vorkommen, und manchmal sind Kreuzungen zwischen ihnen zu beobachten. Beide Arten bieten eine ausgezeichnete und nahezu identische Holzqualität, sodass sie zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten im Innen- wie Außenbereich bieten – von Möbel- und Parkettholz über Fässer. 

Da die Traubeneiche aber mehr Trockenheit verträgt, sollte sie in Zukunft vermehrt gepflanzt werden, wo Wasserstress häufiger wird. So könnte sie auch bei Stieleichenaufforstungen in Trupps beigemischt werden, um Risiko zu streuen.

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Heimische Trocken- und Wärmespezialisten

Im Osten Österreichs sind an trockenen Standorten noch zwei weitere Eichen zu finden: Die Zerreiche und die Flaumeiche. Während die Zerreiche zwar schneller wächst als heimische Eichen, liefert sie aber Holz von deutlich schlechterer Qualität. Zudem ist die Gefahr von Frostleisten sehr groß. Sie liefert daher nur einen Bruchteil der Erträge in Relation zur Stiel- und Traubeneiche. 

Die Flaumeiche ist eine absolute Trocken- und Wärmespezialistin. Entsprechend der kargen Standorte, auf denen sie zurechtkommen muss, ist sie langsamwüchsig und erreicht selten Höhen über 20 Meter. Sie hat eine bessere Holzqualität als die Zerreiche, erreicht aber nicht die Dimensionen der anderen heimischen Eichen.

Eichen aus Süd- und Südosteuropa

Aufgrund der besseren Anpassung an das zukünftige Klima gewinnen südlichere Herkünfte der Stiel- und Traubeneichen an Potenzial. Aber auch andere, bisher nicht heimische Eichenarten aus Süd- und Südosteuropa, könnten zukünftig wichtiger werden. Eine aktuell besonders oft genannte Klimabaumart ist die Ungarische Eiche (Balkaneiche). Sie liefert eine gute Holzqualität und wächst auch trotz ihrer geringen Standorts-ansprü­che eher rasch. Größere oder ältere Versuchsanbauten existieren hierzulande leider nicht. Es spricht aber sehr Vieles dafür, dass ein Anbau auf trockeneren Standorten in tiefen Lagen vorteilhaft wäre. Engstelle dabei ist aber momentan die Saatgutverfügbarkeit. 

Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Eichenarten von Südeuropa bis Kleinasien und in Gebieten des Kaukasus bis zum Iran. Hier sind aber die Erfahrungen meist noch geringer. Derzeit laufen mehrere Forschungsprojekte und erste Versuchsanbauten zu den südlicheren Eichenarten und -herkünften. Entsprechend der Bemühungen sollte hier in den kommenden Jahren nicht nur das Wissen, sondern hoffentlich auch die Verfügbarkeit von Pflanzmaterial steigen.

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Roteiche und andere Eichen aus USA

Die Roteiche ist eine seit mehr als einem Jahrhundert angebaute Baumart mit weiter Verbreitung im Osten Nordamerikas. In ihren Wuchseigenschaften ist sie eher mit Ahorn als mit den heimischen Eichen zu vergleichen, wobei sie aber keinen freien Kalk im Boden verträgt. Ihre Zuwachsentwicklung ist von allen Eichenarten die höchste. Daher ist es auch in eher kurzen Umtriebszeiten von rund 70 Jahren möglich, starke Dimensionen von über 60 Zentimeter Durchmesser zu erreichen. Das Holz der Roteiche erzielt aber aus bisherigen Erfahrungen meist nur die Hälfte der Preise von heimischen Eichen. In den USA gibt es noch zahlreiche weitere Eichenarten wie die Bureiche und die amerikanische Weißeiche, die im Klimawandel interessant sein könnten. Hier ist allerdings keinerlei Anbauerfahrung gegeben, wodurch sie aktuell nur für Untersuchungszwecke geeignet sind. 

Waldlabore mit acht Eichenarten

Auch in Zukunft werden auf den größten Teilen der Tief- und Mittellagen die heimi-schen Eichen sowie die Rot-eichen geeignet sein. Auf den trockensten und wärmsten Standorten sind zukünftig voraussichtlich Spezialisten vorzuziehen. Hier werden
Anbauversuche die Empfehlungen verbessern. Die Oö. Waldlabore beinhalten aktuell acht unterschiedliche Eichenarten.

Eichenarten nach Standortseignung

Gut wasserversorgte Standorte mit schweren bis sehr schweren Böden sowie in der harten Au; Seehöhe bis 800 Meter:

  • Stieleiche: Wertbringende Baumart auf schweren gut bis mittel-wasserversorgten Standorten

Auf Standorten mit längeren Trockenphasen nimmt die Eignung der Traubeneiche gegenüber der Stieleiche zu.

Frisch bis mäßig frische Lagen ohne Überschwemmungen oder Stauwasser: 

  • Traubeneiche: Baumart mit etwas größerer Eignung für mittlere bis mäßig wasserversorgte Standorte, häufiger im südlichen Mühlviertel

  • Roteiche: Nordamerikanische Baumart mit sehr gutem Wachstum aber deutlich geringerer Wertentwicklung als Traubeneiche, ungeeignet auf Böden mit freiem Kalk

Trockenere und wärmere Lagen:

  • Ungarische Eiche (=Balkaneiche): höhere Wärmeanpassung mit Potenzial auf seichtgründigeren Lagen unterschiedlicher Geologie, bessere Wüchsigkeit als heimische Flaumeiche

  • Flaumeiche: langsamwüchsige Baumart für sehr trockene und warme Lagen, wo kaum Alternativen bleiben

  • Zerreiche: gutes Wachstum bei sehr geringer Wertentwicklung wegen schlechterer Holzeigenschaften

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