Baumhasel

Copyright © Land OÖ

Wald mit Zukunft: Südöstliche Laubbaumarten

Baumhasel, Edelkastanie, Platane und Orientalische Buche werden häufig als „klimafitte“ Alternativen diskutiert. Nicht auf allen, aber auf den richtigen Standorten erscheinen sie als vielversprechend.

Die Baumhasel liefert zwar ein fast unbekanntes, aber trotzdem sehr gefragtes und entsprechend hochpreisiges Holz. Bis zu den Türkenbelagerungen wurde ihr besonderes Holz aus dem Südosten Europas für den Möbelbau nach Wien importiert. Hierzulande fand sie bisher vorallem als Park und Alleebaum sehr häufig Verwendung. Auch da wird es meist schon sichtbar – die Ausformung der Baumhasel ist beinahe herausragend gut. Aufforstungen mit dem Verband von zwei mal vier Meter sind daher ausreichend, um hochqualitative Stämme zu erzielen. Trotz der schönen Stammformen und potenzieller Erlöse ist sie mit Bedacht einzusetzen, denn bisher wurde die Frage nach geeigneten Herkunftsgebieten noch kaum geklärt. Mangelhafte, genetisch eingeschränkte Beerntungen von Park- oder Alleebäumen in der Vergangenheit dürften, neben der Pflanzung auf ungeeigneten Standorten, Hauptursache dafür sein, dass schon einige Waldbewirtschaftende von ihr enttäuscht wurden. Die Baumhasel dürfte weniger gut mit ausgeprägter Trockenheit zurecht kommen, als bisher angenommen wurde.

Nach bisherigen Erfahrungen kam es vor allem auf trockenen Standorten mit niedrigen pH-Werten immer wieder zu stärkeren Ausfällen. Ältere vitale Bestände der Baumhasel findet man vor allem auf kalkhaltigen und lockeren nicht zu schweren Böden. Daher dürfte die Baumhasel jedenfalls auf pH-neutralen und nur leicht sauren Standorten mit einem pH-Wert von über fünf besser zurechtkommen. Selbst hier sollte sie nur als Mischbaumart verwendet werden, denn auch im natürlichen Verbreitungsgebiet bildet sie so gut wie keine Reinbestände. Meist ist sie stärkeren Konkurrenten wie der Buche oder Eiche unterlegen und tritt beigemischt auf. Insgesamt ist die Baumhasel – wenn man ihre Standortseignung beachtet – eine interessante Baumart.

Edelkastanie: Wüchsig mit Kalk-Aversion

Die Edelkastanie haben schon die Römer nach Österreich gebracht. In Oberösterreich war sie bisher selten. Einen Altbestand – mit lang zurückreichender Vergangenheit in der Region – findet man am Attersee. Das Holz der Edelkastanie hat ausgezeichnete technische Eigenschaften und ist zudem sehr dauerhaft. 

Auch Schwachholz kann bereits für den Obstbau oder die Wildbachverbauung genutzt werden. Klimatisch ist die Edelkastanie an das Weinbauklima gebunden. Für die Zukunft kann sie unter 600 Meter Seehöhe an­gebaut werden. Sie erträgt Trockenheit, allerdings versagt sie völlig auf Böden mit freiem Kalk (so wie Douglasie und Roteiche) und ist auch auf sehr schweren wechselfeuchten bis nassen Standorten ungeeignet. Vor allem in der Jugend überzeugt sie durch rasches Wachstum. Für entsprechende Stammformen braucht sie eine frühzeitige Pflege beziehungsweise Nachbarn, die mit ihrer Jugendentwicklung mithalten können. Die größte Bedrohung für die Edelkastanie stellt der Kastanienrin­denkrebs dar, welcher in vielen Fällen zum Absterben führt oder das Holz entwertet. Sie sollte daher keinesfalls großflächig aufgeforstet werden. Auf der an­deren Seite wäre es auch falsch auf diese interessante Baumart zu verzichten. Im Handel werden meist Zuchtformen angeboten, die der Esskastanienproduktion geschuldet sind. Für den Wald und die Holzproduktion sind aber die Urformen aus dem Wald zu verwenden.

Ahornblättrige Platane als Auwald-Alternative

Die Ahornblättrige Platane ist ein Hybrid aus der Morgenländischen und der Amerikani­schen Platane. Erstere kommt in Südosteuropa und Kleinasien vor und ist im Gegensatz zum Hybrid nicht winterhart. Nach der südlicheren Herkunft würde man annehmen, dass sie mehr Trockenheit tolerieren kann. Dies ist jedoch nur bedingt der Fall, da die Platane im Süden vor allem in Auwäldern vorkommt. Folglich sind das meist Standorte mit einer guten Wasserversorgung. Auch für die Ahornblättrige Platane gilt, dass sie für echte Trockenstandorte weniger geeignet ist. Ihr Optimum erreicht die Platane auf durchlässigen, kalkhaltigen bis zu leicht sauren Standorten.

Dann überzeugt sie durch sehr rasches Wachstum und zeigt sich als robuste Baumart. Aufgrund ihrer Seltenheit in der Forstwirtschaft ist ihr Holz vielen unbekannt. Dementsprechend ist auch ihr Holzpreis stark schwankend.

Copyright © Adaptice - Stock.adobe.com

Die Orientbuche lässt sich von der heimischen Rotbuche an der Anzahl der Blattadern unterscheiden.

Orientbuche, die Nahverwandte

Ihr Verbreitungsgebiet schließt im Osten Bulgariens und Griechenlands direkt an die Rotbuche an. Sie reicht mit Schwerpunkt von der Nordtürkei bis über den Kaukasus hinaus in den Iran. Da sie da-mit in wärmeren Gebieten als die Rotbuche heimisch ist und gleichzeitig über eine ausreichende Frosthärte verfügt, gilt sie als interessante Baum-art im Klimawandel. Die enge Verwandtschaft zur heimischen Rotbuche führt dazu, dass die beiden sich kreuzen. Auch ihre Unterscheidung fällt auf den ersten Blick schwer.

Am besten lässt sich die Orientbuche erkennen, wenn man die Blattadern zählt. Acht bis vierzehn Nervenpaare sind an den etwas größeren leicht länglichen Blättern zu erkennen, wogegen die heimische Rotbuche nur sechs bis neun Nervenpaare aufweist. In ihrer Heimat ist sie ähnlich zur Rotbuche hierzulande eine forstlich sehr bedeutende Baumart. Sowohl ihre waldbauliche Behandlung wie auch die Holzqualität sind identisch mit der heimischen Buche. Warum sollte man sich daher mit die-ser Baumart überhaupt beschäftigen? Vor allem in niederschlagsärmeren Regionen zeigen sich schon heute häufiger Probleme mit der Rotbuche. Ältere Versuchsanbauten in tieferen und wärmeren Lagen Deutschlands lassen darauf schließen, dass die Orientbuche im Zuwachs gegenüber der Rotbuche um rund 20 Prozent überlegen ist. Ob die Orientbuche in Oberösterreich eine echte Alternative ist, bleibt noch zu klären. Denn auch die Rotbuche bietet in ihrem Verbreitungsgebiet Herkünfte aus wärmeren sommertrockenen Lagen. Für extremere Trockenstandorte dürften sowohl Rotbuche wie auch Orientbuche als weniger geeignet eingeschätzt werden. 

Standorte

Baumhasel:

  • lockere bis lehmige Standorte, die nicht zu sauer sind (pH-Werte
    von 8 bis 5); nur in Mischung verwenden; keine größeren Reinbestände

  • saure, nasse bis wechselfeuchte Standorte wie auch saure Trockenstandorte sind nicht geeignet

Edelkastanie:

  • warme Standorte, frisch bis mäßig trocken, mäßig saure Standorte

  • Böden mit freiem Kalk, auch wechselfeuchte und nasse Lagen sind ungeeignet

Ahornblättrige Platane:

  • braune Auwaldböden; mäßig trockene bis frische Standorte

  • seichtgründige Trockenstandorte, sehr saure beziehungsweise nasse Standorte

Orientalische Buche:

  • Standortseignung ist vergleichbar mit der Rotbuche

  • nasse, wechselfeuchte Lagen; Trockenstandorte

Mehr zum Thema:

Wald mit Zukunft: Die Suche nach BaumartenWald mit Zukunft: Zedern als AlternativeWald mit Zukunft: Eichen als KlimagewinnerWald mit Zukunft: Kiefern als Spezialisten für ungemütlichere StandorteWald mit Zukunft: Südliche Tannen als ChanceWald mit Zukunft: Interessante NachbarbaumartenWald mit Zukunft: Aktive Vorsorge für KlimapatientenWald mit Zukunft: Richtige Laubholzpflege bringt den fünffachen WertWald mit Zukunft: Heimisch, wärmeliebend und wertbringend