Korsische und kalabrische Schwarzkiefern

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Wald mit Zukunft: Die Spezialisten für ungemütlichere Standorte

Alternative Kiefernarten werden künftig eine steigende Bedeutung haben, da trockenere und wärmere Standorte immer häufiger werden.

Weltweit betrachtet sind die Kiefernarten von allen Gehölzen forstwirtschaftlich am bedeutendsten. Ihre Anbaugebiete reichen vom hohen Norden bis in die Sub­tropen. Dagegen spielen Tannen, Fichten oder auch die Douglasie eine untergeordnete Rolle.

Die in Oberösterreich heimische Weißkiefer stockt vor allem auf trockenen oder nährstoffarmen Standorten. Sie verträgt zwar Trockenheit gut, ist aber gegen hohe Durchschnittstemperaturen – im Gegensatz zu Schwarzkiefer – ziemlich empfindlich. Allein aus den Verbreitungsgebieten der beiden Baumarten werden die Unterschiede deutlich. Die Weißkiefer ist eine nordische Baumart mit einem natürlichen Vorkommen von Nordwesteuropa bis nach Ostsibirien. In Südeuropa ist sie nur in höherer Seehöhe zu finden, wo die Temperaturen niedriger sind. Dagegen ist die Schwarzkiefer ein Trocken- und Wärmespezialist mit Schwerpunkt in den mediterranen Gebieten von Spanien bis in die Türkei. Ihr nördlichstes natürli­ches Vorkommen findet man im südlichen Wienerwald um Baden. Auch bei ihr sind die Her­kunftsunterschiede enorm. Die wüchsigsten und in der Ausformung wahrscheinlich besten Herkünfte der Schwarzkiefer liegen in Korsika und Kalabrien. Dort erreicht sie Baumhöhen von 50 Metern und Stammdurchmesser von über einem Meter. 

Südlichere Kiefernarten

In den Tieflagen wird es mit steigenden Temperaturen für die Weißkiefer zunehmend ungemütlich und sie kämpft mit Vitalitätsverlusten. Währenddessen gewinnt die Schwarzkiefer in größeren Gebieten an Eignung. Besonders in Lagen unter 500 bis 600 Meter sollten daher die Weißkiefern heute nicht mehr gepflanzt, sondern vermehrt die Schwarzkiefer verwendet werden. Sie wächst auch ähnlich schnell und bildet bei guter Herkunft absolut gerade Stämme. Das Holz ist schwerer und harzreicher. Es sollten vor allem Herkünfte aus Korsika und Kalabrien verwendet werden. In der waldbaulichen Behandlung unterscheidet sie sich nicht von der Weißkiefer. 

Wichtig ist bei beiden Kiefernarten, dass der Kronenausbau rechtzeitig geschieht. Über 600 Meter wird die Weißkiefer auch weiterhin auf trockenen Standorten eine wichti­ge Baumart bleiben. Mit ande­ren südlicheren Kiefern gibt es bisher leider wenig Erfahrung. Derzeit sind sie daher nur für Versuchsanbauten zu verwenden. Interessant könnte vor al­lem die Seestrandkiefer werden, die auch im Wachstum positiv ist. Noch ungeklärt ist aber, ob sie dauerhaft über ausreichend Frosthärte verfügt. Hier dürfte es auch deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Herkünften geben. 

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Weißkiefer und Schwarzkiefer: Natürliche Verbreitungsgebiete der Weiß- und Schwarzkiefer in Mittel- und Südeuropa

Kiefern aus Übersee

Zwar ist die Anzahl an Kiefernarten – vor allem auch in Nordamerika – groß, doch viele davon kommen für hiesige Gebiete nicht näher in Frage. Der Blasenrost, ein heimischer Schaderreger, der an fünfnade-ligen Kiefern, wie der Zirbe auftritt (zweinadelige Kiefern wie Weiß- oder Schwarzkiefern sind nicht betroffen), verhindert weitgehend den Anbau vieler Arten beispielsweise der Strobe (Weymouthskiefer). Auch Frost-empfindlichkeit oder ungenügende Holzqualität schließen einige Arten aus. Eine der Baumarten mit Potenzial in wärmeren Lagen könnte aber die aus Nord-Westamerika stammende Gelbkiefer sein. Von der wirtschaftlich wichtigen Kiefernart in den USA gibt es in Österreich einige Versuchsanbauten. Sie erträgt Trockenheit und Nährstoffarmut ziemlich gut. Dagegen sind nach bis­heriger Erfahrung feuchte und dichtere Standorte jedenfalls zu meiden. Allerdings weist diese Baumart in den USA ein sehr großes Verbreitungsgebiet auf, sodass Herkünfte sehr unterschiedlich sind. Wel-che hierzulande am ehesten geeignet sind, bleibt noch offen. Auch die Drehkiefer wird immer wieder testweise gepflanzt. Sie ist aber weder eine wärmeresistente noch trockenheitsangepasste Baumart, sondern benötigt eine gute Wasserversorgung. In Oberösterreich kann sie daher maximal auf mittleren Standorten in Seehöhen über 800 Meter gepflanzt werden. 

Mischungspartner sind wichtig

Einer der größten Vorteile der Kiefern ist ihre Unverwüstlichkeit bei Aufforstungen auf schwierigen, trockeneren Stand­orten. Wo viele Baumarten nur mühevoll gedeihen, wachsen sie meist ohne Probleme an, so­fern keine Fehler bei Lagerung und Transport passiert sind. Doch auch bei den Kiefern ist die Anzahl an Schaderregern groß. Da sie vor allem auf seichtgründigen Standorten zurechtkommen müssen, sind sie gerade in trockenen Perioden empfindlich gegenüber Schaderregern. Mischbaumarten – vor allem Laubbaumarten – sind daher notwendig und sollten jedenfalls die Hälfte Fläche ausmachen. Sie sorgen für ein küh-leres Bestandesklima und vermindern auch die Ausbreitung von Schädlingen.

Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Weiß- und Schwarzkiefern, aber auch al-ternative Kiefernarten in Zukunft eine steigende Bedeutung haben, weil trockenere und wärmere Standorte häufiger werden. Die holzverarbeitende Industrie hat viel Erfahrung mit der Kiefer. Größere Umstellungen sind daher nicht erforderlich.

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