Die heimische Weißtanne galt lange Zeit als die Hoffnung im Klimawandel, da sie höhere Durchschnittstemperaturen als die Fichte verträgt und aufgrund der Pfahlwurzel auch mit Trockenheit besser zurechtkommt. Dies gilt immer noch für Seehöhen über 750 Meter. Für tiefere Lagen sind südliche Weißtannenherkünfte wie die Kalabrische Tanne und auch andere Tannenarten aus Südeuropa und Kleinasien eindeutig die bessere Wahl.
Saatgutplantage in OÖ sichert Verfügbarkeit
Die Weißtannenherkunft aus Kalabrien bewährt sich in den oberösterreichischen Versuchen ausgezeichnet. Sie übertrifft in Tieflagen bis 750 Meter Seehöhe sowohl hinsichtlich Vitalität wie auch im Wachstum die heimischen Tannenherkünfte deutlich. In der Vergangenheit war Saatgut der Kalabrischen Weißtanne aber häufig kaum verfügbar. Um eine bessere Versorgungssicherheit mit dem Saatgut zu garantieren, wird aktuell eine Saatgutplantage in Oberösterreich angelegt. Mit Unterstützung durch LE-Mittel wurde die Bundesforschungsanstalt für Wald mit der Errichtung betraut. Nach knapp vier Jahren Vorlaufzeit – von ersten Planungen bis Werbung der Pfropfreiser – steht im kommenden Frühling die Auspflanzung der Tannen bevor. Betreiber sind die Bäuerlichen Forstpflanzenzüchter. Mit circa 80 unterschiedlichen Mutterbäumen, die für Pfropfreiser beerntet wurden, ist auch für hohe genetische Vielfalt gesorgt. Mit der Sicherung der Saatgutversorgung wird ein wesentlicher Beitrag für zukünftig stabile Weißtannenherkünfte geleistet.
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Natürliche Verbreitungsgebiete der Tannenarten in Europa bis Kleinasien.
In Tieflagen südlichere Tannen pflanzen
Neben den Kalabrischen Herkünften sind auch Weißtannen aus den Südkarpaten zu empfehlen, wie langjährige Versuchsergebnisse aus Bayern zeigen. Beide Herkünfte sind in einem Bereich unter 750 Meter Seehöhe gut geeignet. Für noch tiefere Lagen (unter 500 Meter Seehöhe) könnten südlichere Tannenarten in Zukunft besser angepasst sein. Bisherige Untersuchungen führen zum Ergebnis, dass von den zahlreichen Tannenarten Südeuropas die Türkische Tanne (Bornmüller-Tanne) durch Leistung und Vitalität überzeugt. Sie ist eine enge Verwandte der Nordmanntanne, wobei sie aber aus sommertrockeneren Regionen im Norden der Türkei stammt.
Noch trocken- und auch deutlich wärmeresistenter ist die Griechische Tanne. Sie wächst aber langsamer und zeigt in den bisherigen wenigen Versuchen eine stärkere Spätfrostgefährdung. Auf besonders trockenen Standorten, wo die Griechische Tanne in Frage kommen würde, erscheint daher aus bisherigen Erfahrungen die Schwarzkiefer als bessere Option. Andere Tannenarten aus dem Mittelmeerraum sind noch zu wenig untersucht, als dass man sie empfehlen könnte. Waldbewirtschaftung mit Tannenarten aus dem Mittelmeerraum beziehungsweise mit südlichen Herkünften der Weißtanne hat auch den Vorteil, dass das Holz sich kaum von dem der heimischen Tanne unterscheidet und daher ohne Probleme mitverarbeitet werden kann. Waldbaulich benötigen die südlichen Tannen allerdings mehr Licht.
Riesentanne ist eine riskantere Alternative
Von den nordamerikanischen Tannenarten hat hierzulande die Riesentanne (Küstentanne) eine gewisse Bedeutung erlangt. Sie hat zwar eine enorme Zuwachsleistung, aber die Holzqualität ist schlechter als jene der europäisch-kleinasiatischen Tannenarten. Zudem ist sie empfindlich gegen Hallimasch und den Befall der Riesenholzwespe. Beides entwertet das Holz. Als Zeitmischung in Mischbeständen (wo sie nach circa 30 Jahren im Zuge der Durchforstung entnommen wird) hat sie aber nach wie vor ihre Berechtigung. Bei der Fichte gibt es in Südeuropa mit der Serbischen Fichte nur eine einzige andere Art. Diese häufig in Gärten und Parks anzutreffende Art mit einer sehr schlanken Krone ist zwar etwas dürreresistenter, aber hinsichtlich Borkenkäfer – wie ältere Anbauversuche in Oberösterreich zeigen – empfindlich wie die heimische Fichte. Auch Versuche mit nordamerikanischen Fichtenarten haben in aller Regel enttäuscht.
Die Tannenarten und -herkünfte aus dem Süden sind für sehr viele heimische Standorte wichtige und leistungsfähige Alternativen. Insgesamt werden die Tannen also eine wichti-
gere Rolle beim Aufbau der Wälder spielen. Betriebswirtschaftlich sind sie aufgrund der hohen Zuwachsleistung und guten Holzqualität sehr interessant.
Empfehlungen
1.) Bis 500 Meter Seehöhe: Tanne nur als Mischbaumart mit maximal 20 Prozent Anteil bei Pflanzung • Türkische Tanne • lehmige-wechselfeuchte Lagen: Weißtanne aus Kalabrien und Südkarparten Tannenreiche Naturverjüngungen: Trupp- bis streifenweise Einbringung von Mischbaumarten 2.) 500 bis 750 Meter Seehöhe: Tanne vor allem aus südlichen Regionen verwenden, Anteil maxi- mal 30 Prozent bei Pflanzungen • Weißtanne aus Kalabrien und Südkarparten • Türkische Tanne vor allem auf trockeneren Standorten Tannenreiche Naturverjüngungen: Trupp- bis streifenweise Ein- bringung von Mischbaumarten. 3.) Mittlere und höhere Lagen über 750 Meter: • heimische Weißtannen in höheren Anteilen möglich • Bei Pflanzung: Herkünfte aus jeweils einer tieferen Höhenstufe verwenden Nur für Versuchszwecke: Griechische Tanne, Kilikische Tanne: hohe Trockenresistenz, eventuell hohe Frostgefährdung
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